Monteverdi-Stücke hautnah erleben

Regisseur Kobie van Rensburg inszeniert für das Stadttheater „Der seltsame Fall des Claus Grünberg“ mit geschlossener Bühne.

Foto: Matthias Stutte

In der klassischen Musikwelt wurde vergangenes Jahr oft an Claudio Monteverdi erinnert. Anlass war der 450. Geburtstag des italienischen Komponisten, dessen Opern immer noch regelmäßig auf den Spielplänen der Theater stehen. Einen besonderen Beitrag zum Jubiläum hat der Regisseur und ehemalige Opernsänger Kobie van Rensburg für das Stadttheater geschaffen. Er hat aus verschiedenen Stücken Monteverdis ein neues Werk kreiert. „Der seltsame Fall des Claus Grünberg“ heißt im Untertitel „Favola in musica“, (eine Fabel, gesetzt in Musik) und knüpft mit dieser Bezeichnung auch an Monteverdis Stücke an.

Nach einer erfolgreichen Aufführungsserie in der vergangenen Spielzeit in Mönchengladbach kommt die kleine Oper jetzt nach Krefeld. Premiere ist am kommenden Samstag. Bereits die Aufführungssituation ist eine besondere, da auch das Publikum auf der Bühne Platz nehmen wird. Den Blick in die Weite des eigentlichen Zuschauerraums gibt es dabei nicht, der Bühnenraum bleibt in sich geschlossen.

Trotz dieser strengen Vorgabe wird optisch jede Menge los sein. Denn mit Hilfe von Videotechnik entstehen immer wieder virtuelle Bühnenräume, in denen sich die Darsteller wie selbstverständlich bewegen. Auch verwandeln sie sich dadurch blitzschnell in andere Figuren. Verwandlungen und Überraschungseffekte sind Elemente des Barocktheaters, die der Regisseur hier modern interpretiert. Er hat dieses Stilmittel auch in anderen Inszenierungen für das Gemeinschaftstheater, so in „Don Giovanni“ und „Der Barbier von Sevilla“ erfolgreich eingesetzt.

Yorgos Ziavras, musikalischer Leiter des Abends, ist von der Zusammenstellung begeistert.

Der geschlossene Raum und die fantasievollen Bildwelten sind aber auch der frei erfundenen Handlung der jetzigen Oper angepasst. Im Mittelpunkt steht der Komponist Claus Grünberg, der nach einem Unfall, bei dem er seine Frau und seine Tochter verloren hat, in einer psychiatrischen Klinik behandelt wird. Es zeigt sich, dass seine psychischen Defekte, die aus seinen schweren Schuldgefühlen resultieren, nur durch die Musik Monteverdis gemildert werden können. Die Klinik mit ihrem ärztlichen Personal und die Opernwelt Monteverdis verschmelzen miteinander.

Grünberg begegnet dem antiken Sänger Orpheus, der seine Frau aus der Unterwelt zurückholen will, er diskutiert mit dem Philosophen Seneca oder schlüpft in die Rolle des Meeresgottes Neptun. Dass die Musik Monteverdis zu diesem emotionalen Stoff perfekt passt, betont Operndirektor Andreas Wendholz: „Die Musik berührt unmittelbar.“ Dirigent Yorgos Ziavras ist von der Zusammenstellung der Stücke, die aus drei verschiedenen Opern Monteverdis stammen, begeistert: „Es klingt wie ein Gesamtkunstwerk!“ Für ihn haben viele Melodien, ähnlich der modernen Popmusik, Ohrwurmcharakter.

Ziavras wird den Abend leiten und dabei sowohl Orgel als auch Cembalo spielen. Die Musik Monteverdis interpretieren sieben Mitglieder der Niederrheinischen Sinfoniker. Bis auf eine Laute kommen keine historischen Instrumente zum Einsatz. Das Sängerensemble besteht aus Andrew Nolen, der die Titelrolle verkörpern wird. Susanne Seefing ist seine Frau Claudia. Die weiteren Rollen übernehmen Agnes Thorsteins, Panagiota Sofroniadou, Alexander Kalina und Alexander Liu, alle Mitglieder des Opernstudios.

Insgesamt versprechen die Macher dieser neuen Monteverdi-Oper einen Abend mit viel Gefühl aber auch überraschenden und humorvollen Elementen. Durch die Bühnensituation sind die Zuschauer hautnah dabei. Für die Premiere gibt es noch wenige Karten.