Move: Der Tanz vermischt Zärtlichkeit und Brutalität

Das Krefelder Tanzfestival startet mit „Brutal Love Poems“ der Compagnie Thomas Noone auf sehr hohem Niveau.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Mischung aus regionaler und internationaler Tanzszene macht den Reiz des Krefelder Tanzfestivals Move! aus. Bei der jetzt gestarteten 13. Ausgabe der weit über die Stadtgrenzen hinaus renommierten „Tage für modernen Tanz“ bringen Compagnien aus Katalonien südliches Flair an den Niederrhein. So war es eine schöne Geste, dass Kulturdezernent Gregor Micus zur Eröffnungspremiere die spanischen Gäste in ihrer Muttersprache begrüßte.

Den eindrucksvollen Auftakt machte die in Barcelona ansässige Compagnie Thomas Noone Dance mit „Brutal Love Poems“, einem dreiteiligen Tanzabend, der jetzt in der Fabrik Heeder seine deutsche Erstaufführung erlebte. Eine leere Bühne mit schwarzem Hintergrund und eine subtile Lichtregie bilden zusammen den optischen Rahmen für die Abfolge dreier Stücke, die insgesamt nur eine knappe Stunde dauern. Was man aber in dieser Zeit an dynamischer Tanzkunst und Ausdruckskraft zu sehen bekommt, lässt einen als Zuschauer fast selbst atemlos werden.

Die fünf Akteure des Abends, darunter der Choreograf Noone selbst, verbinden perfekt tänzerische Eleganz mit athletischem Hochleistungssport. Wenn sie mit ihren Drehungen und Sprüngen und unglaublich schnellen Bewegungsabläufen immer wieder an ihre körperlichen Grenzen gehen, ist das von großer, den Zuschauer unmittelbar ansprechender Wucht.

Bereits im ersten Stück „Watch Me“ zeigen zwei Tänzerinnen (Alba Barral, Karolina Szymura) ein eher an männliche Zweikämpfe erinnerndes Duett, in dem die Emotionen fast im Sekundentakt wechseln. Ein faszinierendes Solo mit einem Stuhl gelingt auch Thomas Noone im zweiten Teil „As If I“. Mit zunächst langsamen Drehungen erforscht er die Möglichkeiten seines Körpers eher nachdenklich, steigert das Ganze aber zu einem wilden Tanz in atemlosem Tempo. Auf der Höhe eines fast wahnhaften Verhaltens findet er den Weg zurück in ruhigere Bahnen, hin zum Stuhl, der ihm am Ende endlich zum Sitzplatz wird.

Zum Höhepunkt des Abends wird das dritte Stück „Brutal Love Poems“. Die beiden Tänzerinnen des Beginns bilden gemeinsam mit ihren Partnern Javier G. Arozena und Jerónimo Forteza ein außergewöhnliches Liebesquartett. Die Grenzen zwischen Zärtlichkeit und Brutalität sind dabei fließend, die Personenkonstellationen wechseln mehrfach, bis sich zuletzt alle vier in atemloser Dynamik gleichermaßen behaupten. Zusammen mit dem vielseitig gemixten Sound von Jim Pinchen entsteht ein wirklich mitreißendes Tanzstück, das vom Publikum entsprechend gefeiert wurde. Mit diesem Auftakt ist die Messlatte für Move! bereits hoch angesetzt.