Move!: Geflacker der Identitäten
Tanzsolo mit Video-Doppelgängern.
Krefeld. "Wer bin ich - und wenn ja wie viele?", hat Bestsellerautor Richard David Precht mit einem Buchtitel gefragt. Der in Berlin lebende dänische Choreograf Henrik Kaalund geht offenbar auch davon aus, dass der Mensch es mit mehr als einem Ich zu tun hat. Er schickt die Tänzerin Catherine Jodoin im Solo "DreaMe" ins Spiegelgefecht mit Doppelgängerinnen, die über ein geschickt in die Performance eingebundenes Video ins Spiel kommen. Das Stück war jetzt bei "Move!" in Heeder zu sehen.
Zu Beginn läuft die Tänzerin im Video über eine Straße und dann aus dem Bild. Nahtlos tritt sie hinter der Leinwand hervor auf die Bühne, perfekt im Timing. Derartige Übergänge verblüffen immer wieder.
Wenn die Doppelgängerin auf der Leinwand tanzt, tanzt Jodoin auch, wenn sie auf dem Laufsteg geht, tut Jodoin es ihr nach. Erst mal ist man man selbst, dann der, der man sein möchte, dann der, den die anderen in einem sehen. Dann ist man der, der man sein soll, in der eigenen Vorstellung oder für andere. Kommen sich die verschiedenen Ichs in die Quere, kämpfen die Egos mitein-ander, dann muss die Tänzerin auch mal ins Bild springen und wie Neo in "Matrix" gegen ihre Videoklone kämpfen.
Am Ende verschmelzen Video und Bühnenaktion in schnellem Lichtwechsel zu einem Geflacker der Identitäten. Durch ruhiges Atmen, wie Jodoin es empfiehlt, entrinnt man diesem Taumel sicher nicht. Viel Applaus. kMs