Move: Kindern geht ein Licht auf

Poetisches Tanzstück „Die Goldbergs“.

Krefeld. Dass Bachs 250 Jahre alte Goldberg-Variationen eine Grundlage für ein kindgerechtes Tanzstück sein können, stellt die Choreografin Sabine Seume eindrucksvoll unter Beweis. Ihr Stück „Die Goldbergs“ war jetzt beim Move-Familientag in der Fabrik Heeder zu sehen.

Die Bühne ist noch dunkel, als die Musik einsetzt. Die junge Pianistin Vasilena Krastanova sitzt am Klavier und spielt die Stücke mit faszinierender Leichtigkeit auswendig. Die vier Tänzer, zwei Frauen, zwei Männer, wechseln mehrfach ihre Kleider. Sie sind die Goldbergs, die aus der Abfolge kurzer Stücke den Tagesablauf einer Familie entwickeln.

Da wird gespielt und übermütig herumgetollt, gestritten, gegessen, sportlich gekämpft, aber auch geträumt. Der wechselnde Charakter der Musik bestimmt jede Szene, langsam, schnell, fröhlich oder melancholisch.

Für die Tänzer ist das physisch höchst anspruchsvoll. In rasantem Tempo rollen sie auf dem Boden, die Abfolgen von Dreh- und Hebefiguren zeigen effektvoll, was man mit dem Körper alles anstellen kann. Dabei verblüfft es, wie perfekt die Situationen zur Musik passen. Man glaubt, den zänkischen Rhythmus zu hören, wenn zwei sich um ihre völlig gleich aussehenden Stühle streiten. Auch wenn sich die Männer im Zweikampf als Knallfrosch und Blödmann beschimpfen, kippt das Ganze nicht ins Alberne um.

Als Gegengewicht arbeitet Seume mit sehr poetischen Bildern, unter anderem mit Hilfe von zwölf Leuchtstoffröhren. Zu den zauberhaftesten Momenten zählt das Solo von Chi-Ying Ku-Gebert mit einem Kopfschmuck aus beweglichen Lichtern. Die jungen Zuschauer lassen sich von der Stimmung anstecken. Vielleicht nimmt der eine oder andere für sich mit, wie schön klassische Musik sein kann. MP