Museum geht an die Basis und öffnet sich für Krefelder Künstler

Eine umstrittene Idee wird Wirklichkeit: Am Karlsplatz hängt ab August Kunst aus Krefeld.

Krefeld. Eigentlich sollte das Kaiser-Wilhelm-Museum längst geschlossen sein. Doch da die Sanierung auf 2010 verschoben ist, bleiben die Türen offen. Ausstellungen hatten Direktor Martin Hentschel und sein Team allerdings nichts vorbereitet - doch da kam ihnen der Oberbürgermeister persönlich zur Hilfe.

Im Alleingang hatte Gregor Kathstede Anfang Dezember beschlossen, das altehrwürdige Haus für Krefelder Künstler zu öffnen. Auf einhellige Begeisterung stieß der Vorschlag nicht: Selbst verwaltungsintern gab es Befürchtungen, das Museum könne sich unter Wert verkaufen und der künstlerischen Beliebigkeit preisgeben.

"Kritische Stimmen sind in Krefeld doch normal", sagt Kathstede heute - und tritt allen Bedenken entgegen. "Die Qualität ist gesichert", sagt der OB. Er glaubt fest daran, dass "die Ausstellung großen Zuspruch finden wird".

Für hohes Niveau soll ein Auswahlverfahren sorgen, in dem sieben Experten aus vielleicht 100 oder mehr Bewerbungen 18 bis 20 Künstler auswählen, die in Krefeld und Umgebung wohnen oder "eine enge Beziehung zur Stadt pflegen". Ihre Werke werden vom 28. August bis zum 30. Dezember im Museum am Karlsplatz gezeigt. Die Adresse dürfte sich in jedem Lebenslauf gut machen.

Für Museumschef Martin Hentschel ist die Ausstellung eine ungewohnte Herausforderung - nicht nur, weil er statt zwei Jahren lediglich drei Monate Vorbereitungszeit hatte. "Wir betreiben hier Basisarbeit", erklärt Hentschel. "Bewusst stützen wir uns nicht von vornherein auf bekannte Krefelder Künstler."

Vielmehr gehe es darum, im Auswahlverfahren jene Kreativen anzusprechen, die "noch nicht an der Oberfläche der Kunstszene angekommen sind". Zwar gibt es keine Altergrenze, aber man hofft auf Neuentdeckungen: "Wir möchte jüngere Künstler aus der Reserve locken", sagt Hentschels Stellvertreterin Sylvia Martin. Den Abschluss einer Kunstakademie oder eines Design-Studiengangs sollten sie allerdings haben.

Finanziert wird die Ausstellung laut Kathstede im Wesentlichen durch Sponsoren aus Krefeld. Der Kultur-Etat, der auf einem geschlossenen Museum basierte, hätte das wohl kaum hergegeben.

Für alle Beteiligten ist die Aktion ein Experiment: "Das kann spannend sein", sagt Martin Hentschel, "aber auch ein bisschen heikel."