Nacht und Tag – wie das Leben
Als letzte Premiere der Spielzeit gibt es am Samstag das scharfsinnige Drama „Heuschrecken“.
Krefeld. Den Geschwistern wächst alles über den Kopf: Ihr Vater, demenzkrank und orientierungslos, passt nicht mehr ins Leben der jungen Leute. Also beschließen sie, ihn an einer Autobahnraststätte auszusetzen.
Das Stück "Heuschrecken" der serbischen Dramatikerin Biljana Srbljanovic, das am Samstag im TaZ Premiere feiert, wirft einen scharfen Blick auf das Mit- und Gegeneinander der Generationen. Die jungen Menschen, denen der Krieg die Jugend geraubt hat, spüren einen Hunger nach Leben - die älteren Leute haben furchtbare Dinge gesehen, doch sie drängen sie weg und tun so, als sei nichts geschehen.
"Heuschrecken" ist ein politisches Stück, "doch man kann es auch komplett ohne Politik erzählen", wie Regisseurin Petra Luisa Meyer betont. Die Banalitäten und Absurditäten des Alltags, der Zwist der Generationen, der Umgang mit der eigenen Vergangenheit - all dies sind universale Themen, die man in Krefeld ebenso versteht wie in Belgrad.
Dort hat "Heuschrecken" vor drei Jahren Uraufführung gefeiert und "mächtig für Furore gesorgt", wie Dramaturgin Ulrike Brambeer erklärt. Srbljanovic, Jahrgang 1970, erhielt einen Kritikerpreis von "Theater heute".
Der Aufbau des Stücks orientiert sich an Filmen wie "Short Cuts" oder "Magnolia": Rund um elf Hauptfiguren entspinnen sich kleine Episoden, die zu einem Gesellschafts-Puzzle verknüpft werden. So ist es kein Zufall, dass Petra Luisa Mayer ihre Inszenierung am Kino orientiert: "Es wäre schön, wenn die Leute sich an Filme erinnert fühlen."
"Schon das Stück liest sich wie ein Drehbuch", sagt auch Martin Rottenkolber, der sein Bühnenbild teilweise wie eine Filmkulisse gestaltet hat. Es gibt sogar einen Soundtrack mit Cole Porters "Night and Day" als Leitmotiv. Nacht und Tag, hell und dunkel - wie das Leben in Belgrad und anderswo.