Ossi-Charme im Seidenweberhaus: Wie Schubert die Welt sieht
Pullunder und Ossi-Charme. Damit überzeugte Comedian Olaf Schubert auch im Seidenweberhaus.
Krefeld. „So! Hier bin ich also“, platzt Kult-Ossi Olaf Schubert auf die Bühne des nahezu ausverkauften Seidenweberhauses, nachdem seine Band die Besucher musikalisch mit Jazz eingestimmt hat. „So!“ heißt nicht nur sein neues Programm, „SO“ lauten auch seine spiegelverkehrten Initialen. Doch auch ohne dieses Wortspiel ist der TV-bekannte Comedian unverwechselbar mit seinem Markenzeichen, dem rautenförmigen Argyle-Pullunder, und seiner zotteligen Mähne. Von Natur aus hager, beschreibt er sich selbst als untergewichtig, aber überbegabt.
Seine Unbeholfenheit ist Programm und macht ihn sympathisch. Selbst dann, wenn er über Krefeld lästert: „Ich habe ja schon viele Stadtteile gesehen, aber die Leute hier. . .“ Mehr muss er gar nicht sagen und schon erntet er die ersten Lacher. Auch zum Seidenweberhaus hat der kauzige Dresdner seine Meinung: „So eine Stadthalle hätten wir bei uns im Osten dank des Solis längst abgerissen.“ Schließlich habe man sich dort an den Solidaritätszuschlag gewöhnt. „Oder sollen wir etwa arbeiten gehen?“, wirft er ein. Schlimm seien nur Betrüger wie Uli Hoeneß, der den Bürgern 700 000 Euro an Soli-Beitrag vorenthalten hätte. Dafür müsse er baumeln — nicht lange, aber hoch, flachst Schubert.
Er ist ein Meister des Wortspiels und ungewöhnlicher Wortwahl. Seine Komik ergibt sich aus der Kombination unerwarteter Zusammenhänge, etwa wenn er für seinen Auftritt „Anspruch statt Inhalt“ reklamiert. Oder über „Mangos aus der Mangolei“ philosophiert. Wenn er - stets etwas sächselnd — „Obst“ sagt, wie dies kein Wessi je hinbekäme, bleiben Lachtränen nicht aus. Gerne drückt er sich doppeldeutig aus und man muss genau hinhören, was er sagt: „Frau Merkel ist keine Diktatorin, dafür fehlt ihr die weibliche Komponente.“ Oder: „Da muss sich der Schäuble halt mal hinstellen und fragen - Wollt Ihr den totalen Fiskus?“
Eine seiner Stärken ist seine lockere Art, auch ernsthafte Themen anzupacken. Die Griechen hätten nun einmal eine kommunistische Regierung gewählt, aber die Deutschen in Thüringen ja auch. Über Thüringen: „80 Prozent Wald und der Rest Bäume.“ Sein Vorschlag zu den Griechen: „Wir behalten den Euro, die kriegen den Cent.“ Zu den Dresdner Pegida-Auftritten, „dem Muselmanen-Gruseln“, hat er seine eigene Sicht. „Ich habe dort Pegida-Anhängerinnen gesehen, da wäre der Schleier keine schlechte Lösung.“
Seine Musiker-Kollegen kündigen Schubert warnend — und das zurecht — als Sänger an. In der Tat, der Mann singt schräg, was das Zeug hält. Und zwar absichtlich, weil er damit seinen teils irrwitzigen teils hintergründigen Texten noch mehr Komik verleiht. Gleich, ob er sein Lieblingsliebeslied Madelaine zelebriert oder einen heißen Rock zum Thema digitale Gefahr auf die Bühne legt und als Höhepunkt anarchischen Auswuchses eine Wasserflasche umschubst.