Poesie und laute Schreie
Im Kunst-Spektrum sind Zeichnungen von fünf verschiedenen Künstlern zu sehen.
Krefeld. Fünf Künstler, fünf Positionen: Schon oft hat die Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) mit Erfolg auf dieses Ausstellungskonzept gesetzt. Das Thema, unter dem man sich diesmal zusammengetan hat ist die Zeichnung.
Wie vielfältig das sein kann, zeigen Martin R. Becker, Stefan Kaiser, K.A. Janßen, Anne Kurth und Marianne Reiners-Maaz im Kunst-Spektrum an der St. Anton-Straße. Eine direkte Konfrontation der Positionen gibt es nur im ersten Raum, wo alle Künstler vertreten sind. Die übrigen Räume zeigen eine Abfolge kleiner Einzelausstellungen.
„Ich zeichne mit allem, was sich eintauchen lässt“, beschreibt K.A. Janßen die Technik seiner Tuschezeichnungen. Das kann ein kleiner Zweig ebenso sein wie ein Stück Karton. Als Zeichengrund benutzt er als Leporello gefaltete Papierbahnen, die direkt an der Wand befestigt sind. Auf ihnen entfalten sich poetische Bildergeschichten, in denen feingliedrige Wesen und Gegenstände ein dynamisches Eigenleben entwickeln.
Biblische Geschichten sind ein Lieblingsthema von Anne Kurth. „Mich fasziniert der manchmal märchenhafte Charakter“, sagt sie. Die Szene der drei Frauen, die am Ostermorgen das leere Grab Christi entdecken, hat sie zu dem kleinen Zyklus „Wen suchet ihr“ inspiriert. Die hauchdünnen Umrisse der Figuren verschwinden fast ganz in den Farbflächen aus Kreide, mit denen sie Lichtstimmungen aufs Papier zaubert. Mit Schattierungen von dunklem Grau bis hellem Gelb zeigt sie den Sieg des Lichts über die Finsternis.
Als Ausdruck eigener Befindlichkeiten beschreibt Marianne Reiners-Maaz ihre langjährige Beschäftigung mit dem menschlichen Gesicht. 60 kleine Blätter von 1988 bis heute hat sie als Block an die Wand gehängt, ein Kaleidoskop von Techniken und Stilen zum Thema Gesicht. Den Anstoß geben oft Zeitungsfotos, die sich bei der Übertragung in eine Zeichnung vom Original weit entfernt haben. Ein starkes Beispiel dafür sind die vier Blätter „Schreien“. In einer Technik, bei der sie mit Grafitstift aufs Papier geschlagen hat, fügen sich Punkte und Linien zu expressiven Gesichtern zusammen.
Klassische Formen wie Kreis und Kugel stehen im Zentrum der Arbeiten von Stefan Kaiser. Die äußerst aufwendig und detailliert ausgeführten Zeichnungen, die oft mit zarten Farblasuren unterlegt sind, variieren das Thema der „Boulekugel“. Der Künstler zerlegt und verwandelt die Kugel, ist der Konstruktion auf der Spur und stellt Bezüge zu Erdkugel und Kosmos her. Zeichnung ganz minimalistisch als Linie auf dem Papier zeigt Martin R. Becker im letzten Raum. Winzige Fragmente alter Zeichnungen hat er fotografiert und in vergrößerte Digitaldrucke übertragen. Das Ergebnis fasziniert.
St.-Anton-Straße 90. Mo./Do., 16-20 Uhr, und Sa., 11-14 Uhr. Bis 5. Oktober.