Preisträgerin Gudrun Lange tanzt den Uri Geller

Prämierte Choreografinnen zeigten Zeitloses und Zeitgeist.

Krefeld. Zum angenehmen Teil des Festakts hat man sich in Krefeld getroffen: Nach der Verleihung des Künstlerinnenpreises NRW im Düsseldorfer Capitol mit vielen Reden gaben jetzt die prämierten Choreografinnen Henrietta Horn und Gudrun Lange ein Gastspiel in der Fabrik Heeder. Hauptpreisträgerin Henrietta Horn tanzte ihr zeitloses "Solo" (1999) und Förderpreisträgerin Gudrun Lange ihre zeitgeistige Performance "Fernsehabend".

Ein grüner Tisch, ein grüner Stuhl und eine Frau in grünem Hosenanzug sind die Protagonisten des 25-minütigen Tanzdramas, das Henrietta Horn einen Platz im Tanz-Olymp sichert. Die schlichten Möbel wecken in ihr Erinnerungen, als wären sie geliebte Menschen vergangener Tage. Lichteinfall aus verschiedenen Perspektiven und plötzlich einsetzende Musik dienen einer spannungsreichen Dramaturgie.

Hochkonzentriert sitzt die Tänzerin am Tisch, der sie nicht los lässt. Immer wieder stemmt sie sich aufbäumend hoch, um in sich zusammen zu sacken. Ein langer Blick in die Ferne scheint ihr Kraft zu geben - es gelingt ihr, mit einem Ruck aufzustehen und sich samt Stuhl zu entfernen. Doch selbst aus der Distanz übt der Tisch magische Anziehung auf sie aus. Horns Tanz steigert sich zur Ekstase der Verzweiflung, die erneute Annäherung geschieht voller Furcht und gleichzeitig Zärtlichkeit. Später wird sie den Tisch in einem furiosen Tanz mit dem Becken zum Stuhl zentimeterweise zurück schieben. Das aufwühlende Monodrama erinnert an große Momente des deutschen Ausdruckstanzes.

Amüsant nimmt sich dagegen Gudrun Langes "Fernsehabend" aus. Die Nachwuchs-Choreografin mimt eine Zuschauerin, die sich beim Zappen durch die Kanäle so in die TV-Figuren vertieft, dass sie alles Gesehene durchlebt. Gudrun Lange wird Kylie Minogue, Wolfgang Schäuble, Uri Geller. Als Cowboy stürzt sie über die Bühne, räkelt sich als Pop-Queen, schließt konzentriert die Augen eines Wahrsagers. Ein starker Talentbeweis, schöner als jeder Fernsehabend.