Premiere: Jubel für zwei schrullige alte Tanten

Die Kriminalkomödie Arsen und Spitzenhäubchen könnte noch mehr Tempo vertragen.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Zwei schrullige Tanten und ihr tödliches Hobby stehen im Mittelpunkt des Bühnenklassikers „Arsen und Spitzenhäubchen“. Seit seiner Uraufführung 1941 in New York erfreut sich das Werk großer Beliebtheit. Dass es auch nach Jahrzehnten keinen Staub angesetzt hat, zeigte die jetzige Aufführung im Krefelder Theater. Das Premierenpublikum feierte Darsteller und Regieteam mit jubelndem Applaus.

Das Stück verbindet geschickt die Sehnsucht nach der vermeintlich guten alten Zeit mit Elementen eines à la Agatha Christie gut gebauten Kriminalstücks. Die Inszenierung von Uta Koschel bedient diese Klischees auf liebevolle Weise.

Das zeigt sich schon beim Bühnenbild, das bereits zu Beginn des Stückes sichtbar ist. Ein altmodisches Wohnzimmer mit zahlreichen Teppichen, ein stilvoll gedeckter Teetisch und ein plüschiger Sessel zeigen die scheinbar heile Welt der beiden Schwestern Brewster. Hier kredenzen sie älteren einsamen Herren ihren selbstgemachten Holunderwein, dessen Genuss garantiert tödlich ist.

Kurze Musiksequenzen aus Hitchcocks „Vertigo“ und flackerndes Licht erzeugen die passende Gruselstimmung. Esther Keil und Eva Spott spielen diese Frauen als reizend schrullige alte Jungfern, die hinter ihrer freundlichen Fassade auch die Abgründe aufblitzen lassen. Im Brustton der Überzeugung deklarieren sie ihr mörderisches Treiben als Wohltätigkeit.

„Das ist nicht nur gegen das Gesetz, das ist nicht richtig!“ hält ihnen ihr Neffe Mortimer (Cornelius Gebert) vor. Als Verstandesmensch schneit er in diese bizarre Welt hinein, kommt zufällig dem Geheimnis der beiden Frauen auf die Spur und verliert darüber fast selbst den Verstand. Perfekt gelingt Gebert dieser Balanceakt zwischen Logik und Wahnsinn. Fast so komödian-tisch-elegant wie im Film Cary Grant agiert er und erliegt dabei nie der Versuchung, zur Karikatur zu werden.

Das gilt auch für die meisten übrigen Darsteller, allen voran Jonathan Hutter. In der vielleicht skurrilsten Rolle als Neffe Teddy, der sich für Präsident Roosevelt hält, zeigt er eine herrlich schräge Charakterstudie. Dass er in fliegendem Wechsel auch in die Rolle des Inspektors schlüpfen muss, ist allerdings ein wenig störend.

Als von außen einbrechendes, zweites mörderisches Duo überzeugen auch Paul Steinbach (Jonathan) und Bruno Winzen (Dr. Einstein). Brutal und sadistisch veranlagt, ziehen sie am Ende gegenüber den Tanten doch den Kürzeren.

Ein bisschen sehr auf dummes Blondchen getrimmt ist Henrike Hahn als Mortimers Verlobte Elaine. Daniel Minetti (Sergeant O’Hara) und Christopher Wintgens (in drei kleinen Rollen) setzen im Ensemble weitere komödiantische Glanzlichter.

Kein ganz großer, aber ein insgesamt vergnüglicher Abend, der an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen mehr Tempo vertragen könnte.

Dauer zwei Stunden, 15 Minuten; weitere Aufführungen am 21. November; 3., 5. Dezember, 10. Januar, 8. Februar; 5., 29., 31. März; Karten unter 805-125 oder im Internet.