Theater hintenlinks: Außerirdische 1980er
Das neue Stück des Theaters hintenlinks schickt die Besucher auf eine mitreißende Reise durch den glitzernden Kosmos des Jahrzehnts.
Krefeld. Nebelschwaden steigen im türkisfarbenen Disco-Licht auf. Sphärische Synthesizer-Sounds füllen den Raum. Die Außerirdischen landen. Der Nebel lichtet sich und aus einem wilder werdenden Keyboard-Solo schält sich eine bekannte Melodie. Mit „Celebrate“ von Kool and the Gang stimmen die in silberne Leggings, glitzernde Jacketts und wallende Kostüme gehüllten Besucher einer fremden Galaxie die reichlich erschienenen Erdlinge ein, sich in die 80er Jahre zurückbeamen zu lassen.
Nachdem der Sprachcomputer erst mal auf einen herzlich bayrischen Akzent gestellt wurde, erklärt eine Außerirdische die Spielregeln. Gesucht wird ein Zuschauer, der sich auskennt und die 80er den Bewohnern eines weit entfernten Planeten näher bringen kann. In immer wieder eingeworfenen Quiz-Blöcken können die Gäste ihr Wissen in Politik, Musik, Film, Klatsch und Tratsch beweisen. Der 80er-Experte, der am Ende die meisten Punkte hat, darf mit ins Spaceshuttle. Verraten sei so viel: Die Katastrophe von Tschernobyl ist ebenso Thema wie die britische Traumhochzeit von Diana und Charles.
Im Vordergrund der Eigenproduktion des Hintenlinks-Ensembles steht ganz klar die Musik. „Popper, Punker, Yuppies“ ist nämlich vor allem eines: pure Freude an der oftmals augenzwinkernden Neu-Interpretation altbekannter Hits der 80er. Wer wollte nicht schon mal eine bitterböse und rotzige Version von Nicoles „Ein bisschen Frieden“ hören? Oder wie wäre es mit einer provokanten Version von „Girls Just Wanna Have Fun“, die mehr nach Punkrocker Iggy Pop als Cyndi Lauper klingt?
Die Schauspielerinnen Anuschka Gutowski und Caroline Leisau können beides. Und das, ohne dabei Gefahr zu laufen, nostalgisch oder kitschig zu wirken. Unterstützt werden sie dabei vom herrlich locker und vielseitig aufspielenden Bastian Vogel. Je nach Songauswahl verleiht er den Interpretationen an Keyboard, E- oder Akustikgitarre das passende Soundgerüst.
Die Nostalgie der Musik-Revue beschränkt sich eher auf die wechselnden Kleidungsstücke und Accessoires der Schauspielerinnen. Sie bedienen sich großzügig im an der Bühne aufgebauten Kleiderschrank. Angesichts neonfarbener Stulpen, Oberteilen im Tigerlook oder überdimensioniertem Ohrschmuck kommen vor allem die weiblichen Zuschauer ins Schwärmen. „Genau so welche hatte ich auch“ ist immer wieder zu hören. Während der Umziehpausen unterhält Vogel mit humoristisch angehauchten Versionen bekannter Melodien, die das Publikum immer häufiger mitsummen oder -singen lassen.
Spätestens als Gutowski und Leisau unwiderstehlich als Kermit der Frosch und Miss Piggy den Schnulzen-Hit „Time of My Life“ aus dem Tanzfilm „Dirty Dancing“ ironisch interpretieren, ist klar: Egal, ob man die 80er miterlebt hat, sie liebt oder lieber vergessen würde, dieses Revival treibt einem Lach- und Freudentränen in die Augen.
Weitere Aufführungen: 5., 6., 12., 13., 19. und 20. Dezember.