Premiere: Wortaufläufe von Picasso
Pit Therre gestaltet aus Gedichten des Genies und Musik von Satie einen schönen Abend.
Krefeld. Das Genie Pablo Picasso hatte auch Humor: "Am witzigsten ist allerdings, dass man mich ernst nimmt, als ob ich ein echter Schriftsteller wäre", hat der berühmteste Maler des vergangenen Jahrhunderts einmal gesagt. Am Freitag konnten die Besucher des Nachtprogramms im Theater am Marienplatz sich ihr eigenes Urteil über das literarische Werk von Picasso bilden.
Picasso, der als Maler, Grafiker und Bildhauer die moderne Kunst prägte wie kein anderer, sah seine Schreibarbeit als äußerst reizvolle Nebenbeschäftigung. TAM-Hausherr Pit Therre hat aus einigen Gedichten und Szenen aus Picassos Theaterstücken, angereichert mit Musik von Erik Satie, einen kurzweiligen Abend gestaltet. Picassos Lust am Jonglieren mit Form und Farbe schlägt sich auch in den Gedichten nieder. Es ist meist ein kombinatorisches Spiel der Wörter und Sätze, die in unterschiedlicher Reihenfolge wieder aufgenommen werden, wohl um heraus zu finden, welche Anordnungen möglich sind. "Es ist der mandelgrüne Ton Meer zum Austrinken Lachen Levkoje Muschel Bohne Fenster Neger Stille Schiefer logische Folge Mispel Gaukler" .
Keine ganz leichte Kost, und so gewann der Abend deutlich durch die Musik. Der Franzose Satie war nicht nur ein Bekannter des spanischen Malers im Pariser Exil, beide waren auch dem Theater verbunden. Mit einer melodischen Sarabande im Dreiviertel-Takt aus dem Frühwerk Saties begann der Abend. Viele exzentrische musikalische Parodien aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts folgten. Zum Beispiel auf den türkischen Marsch von Mozart, der seinerseits ja schon eine Parodie auf die osmanische Militärmusik ist. Oder eine "Sonatine bureaucratique" frei nach den Sonatinen Clementis, mit denen Klaviereleven in der Musikschule gequält werden.
Alles wurde gelesen und hervorragend gespielt von Pit Therre, dem man, wohl ähnlich wie Picasso, durchaus mehr als ein Talent unterstellen darf. Auch dessen launische Kommentare zwischen den Werken machten Picassos Wortaufläufe verdaubarer.
Wenn dem nämlich für den Spaß an den akrobatischen Sprachspielen Wörter nicht mehr ausreichten, tauchen schon mal Zahlen und Noten auf: "do 3 re 1 mi 0 fa 2 sol 8 la 3 si 7 do 3..." geht so ein Stück, die übrigens allesamt keine Titel tragen, sondern lediglich wie bei einem Bild üblich ein Datum. Das letzte Wort hatte am Premierenabend Satie. Und das, ganz unüblich für das TAM, in Form einer Zugabe nach dem begeisterten Applaus.
Weitere Termine: Freitags 11., 18. und 25. Januar um 22 Uhr.