Kunstmuseum: Verkauf gefährdet den Beuys-Block
An der Sammlung lässt sich die letzte Hand des großen Künstlers erkennen. Ob die Werke hier bleiben, ist noch nicht klar.
Krefeld. Bleibt der Beuys-Block in Krefeld? Eine Frage, die sich in diesen Tagen viele Leute stellen. Eine Frage aber auch des Engagements der Verantwortlichen. Das Angebot von Helga Lauffs ist geradezu eine Aufforderung zum Tätigwerden. Geld ist herbeizuschaffen - von Stiftungen, von den Kulturfonds des Landes und Bundes, vielleicht von Mäzenen. Helga Lauffs wird - ohne Frage - das ihre dazu tun.
Alles dies vor dem Hintergrund, dass der Beuys-Block in Krefeld, für die Sammlung des Hauses am Karlsplatz, seine endgültige Bestimmung gefunden hat. An diesem Werkkomplex, der sich über viele Jahre hinweg ausbildete, lässt sich die letzte Hand von Joseph Beuys erkennen, wird die Bedeutung seiner Kunst ablesbar. Eine Umsetzung - wohin auch immer - würde den Komplex zerstören, ihm den Geist nehmen.
Gerhard Storck, der vormalige Direktor der Kunstmuseen, ist der einzige Zeuge des Werdens dieser so komplexen Installation. In einem Gutachten hat er die "Blockbildung" beschrieben, in der der Galerist Schmela als "Verteilermedium", Museumschef Paul Wember der inhaltliche Vermittler und Walther Lauffs der Geldgeber waren.
Im November kam "Hibernia" ins Haus am Karlsplatz, kurze Zeit später die "Anschwebende plastische Ladung", 1971 die alle Dimensionen sprengende "Barraque D’Dull Odde", der "Arbeitsplatz eines Künstlers/Wissenschaftlers". Dort waren, wie Storck schreibt, "alle Relikte eines jahrelangen künstlerischen Prozesses abgelegt", eines "Kampfes", der einen neuen Kunstbegriff zur Anschauung bringen sollte.
Kurz darauf gesellte sich die "Gundfana des Westens - Dschingis Khans Flagge" hinzu. 1976 kam Bewegung in diesen noch immer zusammenhanglosen Komplex, als Lauffs über Beuys und Schmela den mächtigen "Fond IV/4" ankaufte.
Eine neue Form war gefordert. Und Anfang 1977 war es soweit: Beuys besichtigte mit Storck die Räume und entschied sich für den langgestreckten Raum, in dem der Block heute noch steht. In zwei Tagen und Nächten baute Beuys die "Barraque", wie Storck im Gutachten schreibt, ab und wieder auf "bis zur völligen Erschöpfung". Und: "Beuys zeigte sich anschließend glücklich darüber, dass es endlich gelungen war, dieses großartige Ensemble aus sechs herausragenden Werken (samt "Objekt mit Hasenfell") gemeinsam zum Klingen zu bringen." Nur noch eines fehlte: der frühe Brunnen (1952) aus Edelstahl, der 1984 aus dem Wasser (im Innenhof) geholt wurde.
Beuys orderte einen 50 Meter langen roten Gummischlauch, ließ den Brunnen in den Vorraum seines Raums stellen und verband mit den Schläuchen die "Barraque" und die wieder umgesetzte "Anschwebende plastische Ladung". Früh- und Spätwerk waren mit einem Mal - fast wie von selbst - miteinander verbunden. "Dazwischen tickte der ,Fond IV’ mit seinem ,Leisesprecher’ (so Beuys) an der Wand, begleitet von dem unsichtbaren Saft, der zwischen dem glänzenden ,Ufo’ (Brunnen) und dem verlassenen Arbeitsplatz zirkulierte", schreibt Gerhard Storck.
Wir erinnern uns noch gut an diesen Moment, als Beuys sich mit Storck ganz locker an den Brunnen setzte und Rede und Antwort stand. Die Arbeit war getan, der Block fertig.