Kultur in Krefeld Serenadenkonzert: Eine Reise von Barock bis Romantik
Das Trio Adorno eröffnet die neue Serenaden-Saison im Rittersaal der Burg Linn — ein gelungener Auftakt.
Krefeld. Mit seinem Soloauftritt als Moderator gewinnt Lion Hinnrichs das Publikum im bestens gefüllten Rittersaal sofort für sich und das Trio Adorno. Er verspricht in seiner Einführung in das Programm des Abends, eine „viel bessere Orientierung“ zu geben. Dass diese Rolle gerade der Pianist des Trios übernimmt, ist klug ausgewählt, denn er kann an seinem Instrument seine Erklärungen gleich hörbar und anschaulich machen. Aber auch seine lockere Moderation unterstützt die Aufmerksamkeit.
„Papa Haydn gilt als verstaubt, aber er ist auch total witzig“, erklärt Hinnrichs und spielt einige Takte des Trios in E-Dur (Hob XV:28) an. Doch ebenso die Genialität des Komponisten kann er an diesem Werk belegen, in dem Haydn im zweiten Satz des Werks elegant durch die Musikgeschichte wandelt. Dabei schlägt er einen Bogen von barocken Klängen, die ihm kaum jemand zuordnen würde bis zur romantischen Musik, mit der man ihn als einen Wegbereiter für einen Felix Mendelssohn Bartholdy sehen kann.
So gut vorbereitet, erkennt man diese gestalterische Arbeit Haydns sogleich im Spiel des nun vollständigen Trios mit Christoph Callies (Violine) und Samuel Selle (Violoncello) wieder. Heiter und unbeschwert interpretieren die drei jungen Herren das einleitende Allegro moderato und präsentieren ein sehr fein akzentuiertes Spiel von eleganter Leichtigkeit und einer großen Portion Witz. Im zweiten Satz, einem Allegretto, scheint der Komponist das Thema etwas verfehlt zu haben, denn es kommt eher gewichtig daher, was schließlich zum musikalischen Ausflug in die barocke Klangwelt — Bachs Fugen lassen grüßen — besser passt.
Beim dritten Satz, dem Finale Allegro, ist schon lange klar, dass dieser Konzertabend auch musikalisch besonderen Genuss bietet. Denn in größter Homogenität und einem breiten Spektrum feinster Nuancen interpretiert das Trio Adorno die Werke. Bei der Lässigkeit und Verspieltheit, mit der sie den Haydn sensibel erklingen lassen, kann man dieses Opus locker als „Gute-Laune-Musik“ der Klassik bezeichnen.
Mit ihrem zweiten Programmpunkt wechseln sie die Stimmungslage und beweisen im melancholisch leicht dramatischen Fach ihre Kompetenz. Das Trio in d-Moll (op. 32) von Anton Arenski (1861-1906) hatte der Pianist schon als eine Art Geheimtipp angekündigt und als das gelungenste Werk des relativ unbekannten Komponisten bezeichnet. In weichen melancholischen Klängen schwelgend, dann kleine verhaltene Exkurse ins Dramatische bietend und wieder zurückwogend, so bieten die drei Musiker den ersten Satz, ein Allegro moderato. Das folgende Scherzo erkennt man mit den ersten Tönen.
Der Höhepunkt des Geheimtipps ist sicherlich der dritte Satz; diese Elegia (Adagio) ist in ihrer einfühlsamen Interpretation zum Dahinschmelzen. Welch ausgereiftes Spiel legen die jungen Herren auch hier an den Tag.
Nach der Pause geht es mit dem Klaviertrio Nr. 2 in c-Moll (op. 66) von Felix Mendelssohn Bartholdy weiter. Das Allegro energico e con fuoco — mit Feuer — verlangt vor allem vom Pianisten, aber auch von den beiden Streichern Virtuosität. Spieltechnisch ist dieses Klaviertrio wohl das anspruchsvollste Werk des Abends, scheinbar mühelos meistern die drei auch diese Hürden, ohne auch nur einen Augenblick die Homogenität und einfühlsame nuancenreiche Interpretation zu vernachlässigen.
Ein begeisterter Applaus folgt, für den sich das Trio mit einer bearbeiteten Bachkantate als Zugabe bedankt. Ein wahrlich gelungener Auftakt in die neue Serenadensaison 2017/18 auf Burg Linn.