So viel Farbe vom Pianisten

1. Sinfoniekonzert: Drei große B zum Auftakt der Saison: Berlioz, Britten und Beethoven. Hinzu kam als Solist der Schotte Steven Osborne.

Krefeld. Für die neue Konzertsaison hat Generalmusikdirektor Graham Jackson ein vielfältiges und breit gefächertes Programm zusammengestellt, das 300 Jahre Musikgeschichte umfasst und schon allein dadurch den Musikfreunden spannende Abende verspricht.

Zum Auftakt gab es sozusagen Spannung pur: Mit einem Programm im Zeichen des B - Berlioz, Britten, Beethoven - eröffneten die Niederrheinischen Sinfoniker die Spielzeit mit einer ungewöhnlichen Werkauswahl, die unter dem Motto "Spannungen" gewagt und gekonnt zwischen Epochen und Stilen Verbindungen suchte und fand. Das Saison-Eröffnungskonzert begann mit der Ouvertüre "Der Römische Karneval" von Hector Berlioz, die GMD Jackson beste Gelegenheit bot, sich als ein Dirigent zu bestätigen, der Stretta-Wirkungen exakt und geschickt herauszuarbeiten versteht. Ein lebhafter Auftakt zwischen Fiktion und Wirklichkeit, voller Bewegung, voller Aufregung, voller Gegensätze - und zugleich eine stimmige Vorbereitung auf Benjamin Brittens bravouröses Klavierkonzert op. 13, gespielt von dem schottischen Pianisten Steven Osborne, der dem Krefelder Publikum aus der Spielzeit 2003/04 noch als brillanter Interpret des Klavierkonzerts von Michael Tippett in bester Erinnerung ist.

Gestützt auf sein überragendes Talent, widerstand Osborne der Versuchung, das Konzert als intellektuelle "Tour de force" vorzuführen. Vielmehr gelang es dem 36-Jährigen vorbildlich, im erfrischend unprätentiösen und direkten Dialog mit dem hoch konzentriert spielenden Orchester eine immense Spannung zwischen den vier Sätzen aufzubauen und dabei die einzigartige Britten’sche Musikalität farbig, glänzend und effektvoll zu zeigen. Dem donnernden Marsch im Finale folgte donnernder Applaus vom faszinierten Publikum.

Die zauberhafte kleine Jazz-Zugabe, mit der Steven Osborne sich für die Begeisterungsstürme bedankte, trieb die Spannung des Abends auf den Höhepunkt. Vom Jazz zu Beethovens Eroica: Ein gewagter Sprung mit einer nicht ganz glücklichen Landung, denn nicht immer gelang es dem Orchester, den vehement emotionalen und pathetisch beschwörenden Ausdruck dieser großen Sinfonie wirklich eindringlich und mit dem rechten Maß an Hitzigkeit zu interpretieren.

Sehr schön gelang der Trauermarsch, der ohne falsches Pathos musikalisch auf eine bessere Welt verwies. Im Finale ließ Jackson wirkungsvoll ausmusizieren und freie Entfaltung mit Präzision kombinieren. Und so fügte sich nach rund zwei spannenden Stunden musikalisch alles zu einer vielfältigen Einheit zusammen. Großer Applaus.

Eine weitere Aufführung des Programms folgt am Freitag um 20 Uhr im Seidenweberhaus.