Tänzer in Trance leben bei Move! ihre Instinkte aus
Der Abschluss des Festivals enttäuschte. Kenzo Kusuda gab sich naiv und distanzlos seiner Natursehnsucht hin.
Krefeld. Es waren 70 sehr intensive Minuten, immerhin. Zwei Damen und zwei Herren durften sich richtig verausgaben in "Honey Crypto", einer Choreographie des in den Niederlanden lebenden und dort hoch geschätzten Japaners Kenzo Kusuda. Damit endete das Festival "Move!" in der Fabrik Heeder.
Die Mischung aus deutschem Ausdrucks- und japanischem Butoh-Tanz bot ein mystisch raunendes Spektakel, in dem der Mensch der heilenden Kraft der Sonne entgegenstrebt und sich zunehmend kreatürlich verhält.
Es waren am Ende recht lange 70 Minuten.
Sandfarbene Kleider in archaischer Fetzenoptik kennzeichneten die Akteure als Mitglieder einer frühzeitlichen Stammesgesellschaft, der man nicht unbedingt angehören möchte. Zunächst in Zeitlupen-, dann aber auch in zunehmendem Tempo bewegten die Tänzer in runden Schwüngen die Extremitäten. Das erinnerte zeitweise mehr an die unfreiwillig komischen Stammestänze aus dem guten alten "King Kong" als an eine zeitgenössische Choreografie.
Immer wieder verhakten sich die Akteure zu Knäueln und wuselten als Menschenplastik über die Bühne. Irgendwo zwischen kultischer Handlung und kollektiver Trance war das anzusiedeln.
Im Soundtrack zumindest tauchten noch heutige Klänge auf, aber auch Vogelkreischen, Walgesänge und Pferdegetrappel. Zurück zur Natur, zur Instinkthaftigkeit, zurück zu was auch immer - das war die am Ende laut dröhnende Botschaft.
Im Rahmen des Internationalen Tanzfestes NRW konnte man vor kurzem noch einmal Pina Bauschs bahnbrechende Ensemblechoreographie "Das Frühlingsopfer" aus dem Jahr 1975 erleben. Bausch blickt mit künstlerischer Klarheit auf die Grausamkeit eines archaischen Rituals. Dagegen lebt Kusuda geradezu naiv und völlig distanzlos seine zivilisationsmüde Natursehnsucht aus. Ein schwacher Abschluss für "Move!, der weit unter dem sonstigen Niveau lag.