Dirigent lässt kaum Luft zum Atmen
Bei Mozart war das Tempo zu hoch.
Krefeld. Die Gefühle von Schmerz, Trauer und Verzweiflung gibt es in der geistlichen Musik und auf der Opernbühne. Wesentlich ist einzig der Wahrheitsgehalt der Musik. Geistliche und weltliche Elemente verschmolzen daher im ersten Chorkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker, des Kammerchors "Cantiamo" (Einstudierung: Klaus Paulsen) und des Niederrheinischen Konzertchors (Einstudierung: Giuliano Batta).
Das Orchester begann mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper "La Clemenza di Tito", die er 1791 noch in großer Hast als Auftragswerk fertigstellen musste. Diese Hast schien auch die Interpretation befallen zu haben, im überaus schnellen Tempo eilte das Werk etwas unkontrolliert vorüber.
Mozarts Kyrie in d-moll hingegen ist dunkel, die Tonart ein Todessymbol. Der vielstimmige Chor und das Orchester musizierten intensiv, kosteten die Forte-Passagen des Stückes aus.
Giulinao Betta hatte für den ersten Teil noch die Krönungsmesse von Mozart ausgesucht. Zu Chor und Orchester traten die Solisten hinzu. Betta wählte wiederum ungemein rasante Tempi. Es blieb kaum Luft zum Atmen, zum Innehalten, es sei denn zuletzt beim "Agnus Dei". Die Stimmen der Solisten Lea-Ann Dunbar (Sopran), Larissa Schmidt-Betta (Mezzosopran), Kairschan Scholdybajew (Tenor) und Hayk Dèinyan (Bass) fügten sich überwiegend homogen in das Ensemble ein. Mitunter hätte man sich mehr Sensibilität gewünscht.
Eher war die Stimme der Musik des "Stabat Mater" von Rossini angemessen. Die opernhaften Passagen dieses Klage- und Bittgesangs verlangten den absoluten Einsatz der Stimme zum Ausdruck des Gefühls. Hier gestaltete Betta die Piano-Passagen einfühlsam, dirigierte dann aber wieder zackig, wohl um den mächtigen Chor und das Orchester zusammenzuhalten. Die Zuhörer dankten mit herzlichem Beifall.