Tanzmesse: Die Nackten und die Guten

Ab morgen geben sich Ensembles aus aller Welt in Krefeld so manche Blöße.

Krefeld. Sind sie nun nackt oder nicht? Auch diese Frage dürfte den Zuschauer während des Krefelder Teils der Tanzmesse NRW umtreiben. Zur Eröffnung wollen eine Frau und zwei Männer der Compagnie Achles nicht nur mit der Kleiderfrage die Sinne herausfordern.

Ihre Körper werden in der Choreografie "Bascule" (Donnerstag, Studiobühne I) zu Objekten optischer Illusionen. "Sie tragen aber Badeanzug, Bikini und Badehose", glaubt Messe-Leiter Kajo Nelles.

Zwölf Veranstaltungen hat er in die Fabrik Heeder ausgelagert. Sie ist in diesem Jahr Partner des internationalen Tanzevents und neben Düsseldorf einziger Standort. Textilfreiheit ist es, was die Krefelder Showcases auf den ersten Blick gemeinsam haben - ausgerechnet in der Modestadt. "Die Nackten und die Guten haben wir ausgewählt", meint Nelles lachend. Was sind die Favoriten? "Es sind alles kleine Perlen."

Als spektakulärste und provokanteste Produktion nennt er "Nightmares" der belgischen Compagnie Thor (Freitag, Studiobühne I). In diesem Albtraum tanzt ein - nacktes - Quartett zwischen Tag und Traum. Quasi im Todesgewand will es sich dem Thema Vergänglichkeit nähern. Vivaldis "Vier Jahreszeiten" sollen dem Publikum dabei eher wie eine Einbildung, ein Vermächtnis vorkommen. Von den vier Teilen, benannt nach den Jahreszeiten, werden in Krefeld nur Herbst und Winter zu sehen sein.

Um Enthüllung im doppelten Sinne geht es dem britischen Ensemble ballet Lorent bei "Designer Body" (Samstag, Studiobühne I). Auf kleinen Drehbühnen vollzieht sich eine Verwandlung der sieben Künstler, die gegen den Luftstrom von Windmaschinen antanzen. Sie betreten üppig kostümiert die Szene und gehen ab in skulpturaler Blöße.

Für die Puristen unter den Tanzfans: Die Schweizer Laurence Yadi und Nicolas Cantillon von "Cie 7273" (Samstag, Studiobühne II) versprechen reine Bewegungskunst. In "Climax" ist allein der tanzende Körper Material und Sinnstifter des Stücks. Der Höhepunkt als Erfüllung und Vollendung - in ästhetischem Tanz.

Verheißungsvoll klingt auch Sun A-Lees "Performing Dream" (Freitag, Studiobühne II). Die Koreanerin verkörpert die Anspannung einer Tänzerin in der Nacht vor einer Vorstellung. Die Gedanken sind so intensiv, dass die Energie der Bewegungen Besitz von ihrem Körper ergreift. Ein, wie Kajo Nelles, lobt, "bewegendes Solo". Aber, wie gesagt, es sind alles Schätzchen.