Textilmuseum: Akribische Detektivin in Sachen Stickerei

Uta-Christiane Bergemann hat den kostbaren Bestand des Textilmuseums gesichtet.

Krefeld. Herodes wollte, dass die Heiligen Drei Könige ihm Bescheid gäben, wo denn nun der Neue König geboren sei. Sie sagten es zu, doch in einem Traum gebot ihnen ein Engel zu schweigen. Dieser "Traum der Heiligen Drei Könige" wurde zum Motiv auf einer florentinischen Stickerei vom Ende des 15. Jahrhunderts. Sie gehört seit den 70er Jahren zu den großen Schätzen des Deutschen Textilmuseums in Linn.

Deswegen hat man dieses Motiv für die Einladung zur neuen Ausstellung gewählt, die am Sonntag beginnt: "Europäische Stickereien. 1250-1650" Damit präsentiert das Linner Museum eine Übersicht seines Bestands, die 400 Jahre vom Mittelalter bis zur Renaissance abdeckt. Kunsthistorikerin Uta-Christiane Bergemann ergänzt so Schau und Katalog von 2006, in denen es um die Jahre 1650 bis 1850 ging.

"Es war eine große Aufgabe, die Kulturgeschichte jener Zeit zu erarbeiten", sagt die Wissenschaftlerin. Ihre beiden großen Arbeiten wurden von der Gerda-Henkel-Stiftung in Düsseldorf finanziert, auch zum Katalog trug die Stiftung die Hälfte bei. Die andere Hälfte kommt von der Kulturstiftung der Sparkasse Krefeld.

Als detektivische Arbeit beschreibt Bergemann ihre vierjährige Tätigkeit. Sie hat dafür den Bestand angeschaut, zahlreiche Reisen unternommen, Vergleiche gezogen und für alle Krefelder Schätze eine Zuordnung vorgenommen. Das bedeutete für die Frau aus dem Frankenland, sich auch in der Geschichte auszukennen, etwa über Goldverarbeitung und Goldfäden Bescheid zu wissen, über das Weben, Flechten und Sticken viele Details zu kennen und die Möglichkeiten der Drahtzieher zu beurteilen: Je dünner ein Draht, desto feiner die Nadel, desto exquisiter die Stickerei. Oder auch zu wissen, dass nur Adelige und Geistliche die Zeit und die Mittel hatten, etwas mit Goldfaden zu sticken.

In dem Katalog zur Ausstellung werden alle Stücke ausführlich beschrieben und zugeordnet: Damit verfügt das Museum nun endlich über eine wissenschaftliche Einordnung seiner Stickereien. Gleichzeitig werden auch die Ergebnisse einer Tagung zum selben Thema vorgelegt: "Ich wollte gerne den Stand der Forschung darstellen", sagt Bergemann.

Der Reichtum des Krefelder Museums im Bereich Stickereien wird jetzt durch Katalog und Ausstellung deutlich: "Durch seine Vielfalt an Beispielen, durch seine Fülle an Qualität nimmt Krefelds Museum eine Spitzenposition ein", ist das Fazit der Kunsthistorikerin Bergemann. Und so ist auch die scheidende Direktorin Brigitte Tietzel froh, dass gerade diese Ausstellung ihre Zeit in Linn beschließt: "Ich finde es wunderbar, dass zum Abschluss eine Ausstellung aus dem eigenen Bestand zeigt, was hier für Schätze vorhanden sind."

Eröffnung am Sonntag, 11 Uhr, im Deutschen Textilmuseum. Di.-So., 10-18 Uhr. Katalog "Europäische Stickereien 1250-1650", 49 Euro.