Theater: Krefelds junge Wutbürger hauen drauf

Krefeld. Jugendliche haben aufgeschrieben, was sie nervt, Schauspieler lesen das vor. Vor der Premiere am Fraitag druckt die WZ Auszüge.

Julian Kaps: Weißt du, was ich hasse? Was mich anwidert? Was mich richtig ankotzt von oben bis unten? Dass du alles kaufst. Alles. Jeden Scheiß. Egal, ob du es brauchst. Egal, was drin ist. Egal, wer bei der Produktion ausgebeutet oder krepiert ist.

Raffen, alles immer zusammenraffen. Immer die neueste Scheiße, dann wegwerfen und wieder die neueste Scheiße. Das, was du kaufst, ist einen Tag später schon Müll. Du kaufst Müll, du umgibst dich mit Müll, du bist stolz auf Müll. Widerlich. Die ganze Stadt ist ein Müllberg mit Preisschild dran.

Pierre Buchholz: Weißt du, was ich hasse? Was mich anwidert? Was mich richtig aufregt? Dein Reden. Dein unaufhörliches Gequatsche. Dass es nicht einen Moment auf dieser Welt gibt, den du nicht volllabern musst. Immer auf Sendung. Von nichts eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung.

Eine unqualifizierte Meinung — und die muss man hinausposaunen. Dem Nachbarn und allen, die drumherum stehen ins Ohr dröhnen. Und wenn keiner da ist, dann wird ins Handy gekotzt. Wortkotze, das produzierst du. Endlose, klumpige Wortkotze, überflüssige, die Welt zumüllende Satzscheiße.

Julia Detges: Es sind die Wesen, die mir jeden Tag begegnen. Sie sind im Bus, in der Schule und sonst sind sie da, wenn man gar keinen Bock auf sie hat. Ich spreche hier von super nervigen Obertussies, die immer meinen, einen auf Topmodel machen zu müssen.

Die gucken dich minutenlang an, als seist du von einem anderen Planeten. Wenn du zurück guckst, kannst du dir erstmal einen Spruch anhören. Am liebsten würde ich solche Weiber wegzaubern. Wer möchte sich auch Sprüche von Weibern anhören, die zehn Kilo Schminke im Gesicht haben.

Was ich auch gar nicht ab kann, sind die Freunde von den Tussies, Hopper! Ich meine, die können ja nicht mal richtig deutsch, geschweige denn Sätze sagen. „Ey Alter“, „voll krass“ oder „deine Mudder“ — so was ist echt Ohrenkrebs für mich. Und die müssen immer ihre Handy-Musik anmachen, weil die anscheinend denken, jeder Mensch mag die gleiche Musik.

Malte Weege: Wer kennt das nicht? Man kommt von der Schule oder Arbeit nach Hause, schaltet den Fernseher ein und sieht auf jedem Programm nur den alltäglichen Müll auf RTL und Pro7. Doch wenn man einmal mit „Mitten im Leben“ oder den ganzen anderen, das Selbstwertgefühl steigernden, Sendungen angefangen hat, will man die breit ausgeklügelte Story meistens auch zu Ende gucken.

Tja, eine Pause nach dem anstrengenden Arbeitstag muss ja auch sein. Darüber hinaus suchen sich die Bauern noch Weiber zum Stall-Ausmisten, Schwiegertöchter werden auch noch gebraucht, weil die Mutti keinen Bock mehr hat, ihrem Sohn Schnittchen zu schmieren.

Aber anscheinend ist der Hartz-IV-Alltag wirklich anstrengend und atemberaubend spannend. Man muss schließlich Spaghetti à la Wampe zubereiten und DJ Ötzi-Songs in Unterhosen herumgrölen.