Theater-Premiere: Eine ringsum verderbende Welt
Jens Pesel liefert eine furiose Inszenierung von Kleists „Zerbrochenem Krug“.
Krefeld. Kleist kann reine Lust sein: Wunderbare Texte mit den typischen stockenden Pausen, in die die ganze Welt hineinfallen kann. Die ganze Welt fiel auch am Samstag - bei der Premiere des "Zerbrochnen Krugs" in der Inszenierung von Jens Pesel im Stadttheater. Knapp eindreiviertel Stunden nur lang und ohne Pause war dieses Theaterwunder.
Ein Ensemble ohne Fehl und Tadel. Matthias Kniesbeck, hier eigentlich nur als Regisseur bekannt, spielt einen Adam der vielen Facetten. Sven Seeburg macht seinen Gerichtsrat Walter zum Schaustück der im Kern kranken Macht. Ralf Beckord ist ein wieselnder Schreiber, Ines Krug eine scharf gezeichnete Marthe. Und Ronny Tomiska ist als Ruprecht ein schnoddriger Flegel. Alle haben sie ihre Macken. Nur Floriane Kleinpaß hält eindrucksvoll inne in ihrer stillen Trauer um eine ringsum verderbende Welt, in der der Schein über Recht und Gesetz triumphiert.
Friederike Singer hat für Jens Pesel eine Bühne ganz an der Rampe gebaut. Kein Richterpodest. Die Schinken und Würste, mit denen die Provinzler ihren Richter bestechen, liegen unterm Bett - zum Reinbeißen bereit. Denn man braucht Platz auf dieser Bühne, denn es geht drunter und drüber. Das Pack schlägt sich hier und da, und die Spucke fliegt.