Theater: Wer nicht wagt, wird abgezockt
Das neue Stück des Jugendclubs verwandelt das klassische Monopoly in ein interaktives Gesellschaftsspiel.
Krefeld. "Es geht um Ruhm, Ehre und Respekt, um die Herausforderung ihres Lebens!" Mit diesen markigen Worten begrüßt der Spielmacher im Frack die vier Kandidatinnen, die auf dem Monopoly-Spielfeld aufeinander treffen. Der Klassiker unter den Gesellschaftsspielen bietet die Vorlage für eine neue Produktion des Jugendclubs des Krefelder Theaters. Neunzehn Jugendliche haben unter der Regie von Siegfried Bast und Mirko Schombert auf der Grundlage des alten Spiels ein neues interaktives Gesellschaftsspiel entwickelt.
Wie kurzweilig das sein kann, zeigte jetzt die Premiere in der Fabrik Heeder. Das Spielfeld wird zur Bühne, das Publikum ist entsprechend an allen vier Seiten platziert. Jede Kandidatin hat so ihren eigenen Fanblock, den sie zu Beginn auf sich einstimmt. Da ist die von Anfang an sieges-sichere Katrin, die mit Handy und Planer ihr Leben managed. Auf die richtigen Schwingungen hofft die Yogatante Swantje, während die Tussi Jessie nie ohne ihr Haarspray ausgeht. Die schüchterne Jo liebt Zahlen und hat stets den Zauberwürfel dabei.
Mit zwei großen Schaumstoffwürfeln wird gewürfelt, das Spiel beginnt. Es werden Straßen gekauft, Häuser gebaut, Geld gewonnen und verloren, wie beim echten Monopoly. Durch das Würfeln variiert der Spielverlauf, und das ist das Besondere daran. Insgesamt 220 kleine Szenen haben die Darsteller einstudiert, die sie blitzschnell abrufen müssen. Inhaltlich schweifen diese Szenen vom Original ab. Da geht es um die Wahl des nächsten Topmodels, oder wer auf der Party die Aufmerksamkeit des coolsten Typen auf sich ziehen kann.
Wer nicht aufpasst, wird abgezockt, wer nicht einparken kann, fällt durch die Fahrprüfung. Ausgeschiedene Kandidatinnen werden vom Spielführer an die Leine genommen und entsprechend behandelt. Der Ton wird während der drei Spielrunden schärfer. Schließlich, um das amüsante und zugleich entlarvende Spiel nicht ins Endlose ausufern zu lassen, bedient man sich eines guten Kunstgriffes. Der Spielführer reißt das Spiel zunehmend an sich, bricht Regeln, fällt unsachliche Entscheidungen, das Spiel endet im Chaos. Selbstbewusst fordern die Spieler Kapitulation und beweisen damit mehr Rückgrat als die Kandidaten in den Fernsehshows, wo auf fragwürdige Art und Weise Superstars gekürt werden. Viel Applaus für eine tolle Ensembleleistung (nächste Aufführung am 13. Juni, 20 Uhr, Studiobühne 1 der Fabrik Heeder ).