Verborgene Kunst hinter Mauern im Kaiser-Wilhelm-Museum
Das Wandgemälde von Thorn Prikker ist versteckt.
Krefeld. In einem Ausstellungsraum im zweiten Obergeschoss des Kaiser-Wilhelm-Museums gibt es eine unauffällige weiße Wand, gebaut aus Dachlatten und Gipskarton. Kaum jemand ahnt, dass sich dahinter ein Kunstwerk verbirgt - ein rund 20 Meter langes und fast vier Meter hohes Wandgemälde von Jan Thorn Prikker.
Jürgen Wettingfeld, CDU-Politiker und Ingenieur, ist beim Studium der Akten zur Sanierung des Museums auf das Bild gestoßen. "Seit Jahrzehnten ist es hinter diesem Verschlag versteckt", sagt der CDU-Ratsherr.
"Da ist also Kunst von einem sehr bekannten Maler hinter einer Wand verborgen - und niemand weiß, dass sie überhaupt existiert. Man kann sich fragen, was für Überraschungen sonst noch im Kaiser-Wilhelm-Museum warten."
Abbildungen des derzeit unsichtbaren Gemäldes mit dem Titel "Die Lebensalter" hat Wettingfeld in einem Buch des ehemaligen Museumsdirektors Paul Wember gefunden. Demnach hat Thorn Prikker das Bild 1923 gemalt: In vier Teilen, je 3,90 Meter hoch und bis sieben Meter lang, zeigt der berühmte niederländischen Künstlers (1868-1932) den Lebenskreislauf von der Jugend bis zu Alter und Auferstehung.
Im Museum ist die Existenz des Bildes bekannt. Es sei jedoch aus guten Gründen verhangen, heißt es dort. Das Wandgemälde gilt als "kulturpolitisch heikel". Außerdem würde es aufgrund seines Stils, seiner schieren Größe und Prägnanz laufende Ausstellungen im Museum stören.
Im Rahmen der Sanierung soll die Wand, die es zurzeit verdeckt, dennoch abgerissen werden. Ziel ist eine neue Wandverkleidung des Gemäldes, die es ermöglicht, das Werk künftig zumindest temporär zu zeigen - wohl zum ersten Mal seit Jahrzehnten.