Viel Blei für kunstvolle Bücher
Bei Röhr und Stolberg in Linn werden dicke Platten aus dem Metall hergestellt – auch für Anselm Kiefer.
Krefeld. Es gehört zu den Leichtmetallen, trägt die Nummer 82 im Periodensystem und klingt schon im Lateinischen schwer und behäbig: Plumbum. Zu Deutsch: Blei. Nicht von ungefähr spricht auch der Volksmund von Bleischwere.
Blei findet in der Industrie seine Verwendung, denn es ist für viele Dinge undurchlässig und durch seine Biegsamkeit gut zu verarbeiten. Und das auch in der Kunst: Der Krefelder Künstler Anselm Kiefer nimmt es für seine Werke. Aus dicken Bleiplatten formt er seine Arbeiten, vor allem Bücher. Die sehen aus, als hätte sie gerade jemand aufgeschlagen.
Große Mengen dieses Bleis verarbeitet der Künstler, und er bezieht es aus Krefeld. Das mittelständische Unternehmen Röhr und Stolberg in Linn verarbeitet Blei zu Rohstoff für technische Produkte, Apparatebau, Bauwesen und Strahlenschutz.
In Barren, die ein bisschen wie Eierpappen aussehen, kommt Blei aus den Niederlanden, aus Kasachstan und aus China. Es liegt bei Röhr und Stolberg auf dem Hof. Jeder Barren wiegt schon 50 Kilo.
Über ein Förderband gelangen sie in den Ofen und schmelzen bei einer Temperatur von 450 bis 480 Grad. Diese heiße, flüssige Masse wird dann aus einer fächrigen Düse auf ein großes Tablett, die Bramme, gegossen: Heiße Dämpfe steigen auf, und das flüssige Blei sieht aus wie silbernes Wasser.
In dieser flachen, rechteckigen Form kühlt das Blei aus. Flüchtig betrachtet, sieht es aus wie ein Stapel grauer Pappe, aber jedes einzelne Platte wiegt fünf Tonnen und kann natürlich nur per Winde bewegt werden. Aus den abgekühlten Brammen werden dann unterschiedliche Bleibleche gewalzt.
Anselm Kiefer verarbeitet die großen Brammen, in diesem Jahr wurden schon 200 Tonnen an ihn geliefert. Die Gelegenheit übrigens, bei Röhr und Stolberg in die "Hexenküche" zu schauen, ergab sich wegen eines Films über Kiefer:
Der SWR lässt gerade einen Bericht über den Künstler drehen. Offensichtlich mit dem richtigen Riecher, denn Kiefer bekommt im Oktober den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen.