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„Wir wollen eine große Party für alle Krefelder“

Die Organisatoren des Folklorefestes Winfried Kappes und Markus Kossack im WZ-Interview.

Ihr habt die Ziege in diesem Jahr zu eurem Wappentier erkoren. Was steckt dahinter?

Winfried Kappes: Wir haben jedes Jahr ein anderes Motto-Tier. Und die Ziege ist sehr widerstandsfähig - auch in Krisenzeiten.

Wie hart sind die Zeiten denn für das Folklorefest?

Markus Kossack: Eigentlich ist es für uns nicht viel schwieriger geworden. Wir sind es gewohnt, Jahr für Jahr von vorne anzufangen. Bis Januar müssen wir die Bands buchen, das Geld haben wir aber erst nach dem Festival. Zum Glück unterstützen uns die Stadt und die Kulturstiftung der Sparkasse. Zu allen Sponsoren haben wir einen guten Draht. Die sehen, dass ihr Geld gut angelegt ist.

Dennoch geht ihr jedesmal wieder ein großes Risiko ein.

Kossack: Das ist so. In einem Jahr hatten wir 4000 Euro Miese. Die haben wir aus unseren privaten Portemonnaies bezahlt. Meistens gehen wir plusminus Null raus. Kappes: Wir sind wie alle Open-Air-Veranstaltungen stark vom Wetter abhängig. Bei Regen brechen Getränkeeinnahmen weg. Kossack: Und wir machen Dinge, die wir nicht machen müssten, die uns aber wichtig sind. Wir haben den Anspruch, ein Festival mit mehreren guten Bands auf die Beine zu stellen - nicht bloß ein Stadtfest. Außerdem haben wir Prinzipien: Es gibt bei uns kein Einweggeschirr, harte Alkoholika schenken wir nicht aus. Es geht uns nicht um den Profit, sondern um ein schönes Festival.

Woher nimmt man die Motivation, sich so zu engagieren?

Kossack: Ich bin so groß geworden. Kappes: Das sehe ich auch so. Wir haben in unseren Familien gelernt, dass es wichtig ist, sich ehrenamtlich zu engagieren. Kossack: Und die Belohnung ist zu sehen, wie die Leute Spaß haben.

Wie wählt ihr die Bands aus, die beim Folklorefest spielen?

Kossack: Inzwischen kommen jede Menge Bewerbungen aus ganz Europa und Übersee. Kappes: Die ukrainische Grand-Prix-Siegerin Ruslana hatte sich bei uns beworben, aber die wollte 40 000 Euro haben. Auch Chumbawamba haben bei uns angefragt. Denen haben wir gesagt: Wir können euch die Hälfte zahlen - und sie sind trotzdem gekommen. Aber wenn Künstler von uns ein Vier-Sterne-Hotel mit weißem Bademantel fordern, dann lachen wir nur. Kossack: Es kommt auch oft vor, dass wir im Radio oder Fernsehen auf Bands aufmerksam werden. Die Psio Crew, die diesmal spielt, haben wir auf Arte gesehen. Kappes: Uns ist wichtig, dass die Leute Bands entdecken können. Wir wollen keine Bierzelt-Musik, die man überall hört.

Kommen eigentlich die meisten Leute wegen der Musik?

Kappes: Viele kommen gezielt wegen der Musik. Sogar aus dem Ausland haben wir Gäste, die eine bestimmte Gruppe sehen wollen. Kossack: Aber das Folklorefest ist ganz klar auch eine große Wiedersehensparty für alle Krefelder am Ende der Sommerferien.

Die Initiative Folklorefest hat sich vor acht Jahren gegründet, weil die Stadt kein Geld mehr für das Festival hatte. Hatte das im Nachhinein auch Vorteile?

Kossack: Ich glaube, für die Besucher ist die Qualität gestiegen, weil wir auch ständig neue Bands aussuchen. Wir organisieren das Festival mit Zeit, Laune und Leidenschaft, nicht als Job.

Gab es mal Überlegungen, nach all den Jahren etwas zu verändern?

Kossack: Es gab mal die Idee, das Fest auf den Sprödentalplatz oder auf die Burg Linn zu verlegen, aber damit machen wir die Veranstaltung kaputt. Kappes: Es wurde auch diskutiert, Eintritt zu nehmen. Aber das haben wir verworfen und stellen Sammeldosen auf. Wir hoffen, dass die Leute honorieren, dass Ehrenamtliche am Werk sind.

Das Folklorefest findet nur einmal im Jahr statt. Kommt der Folk in Krefeld insgesamt zu kurz?

Kossack: Natürlich wollen wir gern mehr Konzerte veranstalten, aber das kostet Zeit, Kraft und Geld. Kappes: Selbst 1000 Euro Gage muss man erst mal finanzieren. Wenn wir im Lotto gewinnen, stellen wir das auf die Beine.