Heimatkunde Zum 91. Mal ein Blick auf die Heimat
Krefeld · Das neue Krefelder Jahrbuch „Die Heimat“ ist erschienen und bietet einen vielseitigen Blick auf Geschichte und Geschichten aus der Stadt.
Über die große weite Welt Bescheid zu wissen, ist nützlich und schön – doch ist es auch nicht verkehrt, wenn man den Blick auf das Lokale, das, was einen täglich umgibt und dessen Geschichte und Geschichten richtet. Diesem regionalen Blick hat sich der Verein für Heimatkunde in Krefeld unter dem Vorsitz von Julia Obladen-Kauder verschrieben. Das auf Papier gebannte Substrat der Arbeit des Vereins, aber auch wechselnd vielseitige Beiträge anderer Natur, finden sich in „Die Heimat“. Das Krefelder Jahrbuch, das dieses Jahr in den 91. Jahrgang geht – oder wie der Schriftleiter Stefan Kronsbein betont, eigentlich schon kriegsbedingt im 99. Jahr seines Bestehens ist – kennen viele. Es gehört zu der Stadt einfach dazu und barg und birgt immer wieder recht wertvolle Schätze, wenn es um das Erkunden der Vergangenheit und manchmal auch der Gegenwart unserer Region geht.
Das Buch mit 183 Seiten
ist reich bebildert
Auf 183 Seiten finden sich 17 Texte, die sich in die Themengebiete Archäologie, Geschichte, Städtebau und Baugeschichte, Religion und Kirche, Sprache und Literatur, Kunst und Kultur, Technik und „Aus dem Heimatleben“ einordnen lassen. Das Jahrbuch, reich bebildert, enthält aber auch einen Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate mit Daten und Ereignissen, ferner Buchbesprechungen, die in einem Zusammenhang mit dem Niederrhein und Nordrhein-Westfalen stehen. Denn trotz der vielfältigen Aufsätze, die mal mehr, mal weniger wissenschaftlich Themen erarbeiten, ist „Die Heimat“ nun einmal auch das Organ des Vereins.
Dieses Jahr können wir Reichhaltiges über die Ausgrabungen am Josefs-Hospital in Uerdingen lernen. Erfahren unter anderem, was es um 1900 mit den „Schwarzen Gesellen“ auf sich hatte, wieso es 1751 einen Seidendiebstahl in Krefeld gab oder erhalten Blicke auf Dokumente zu Flakhelfern, es waren Kinder, aus Krefeld und Umgebung im Zweiten Weltkrieg. Auch Blicke in mehr Aktualität sind im Paket inbegriffen. So schrieb etwa Lars Meyer einen Text mit dem Titel „2019 – 70 Jahre Grundgesetz – Demokratie in der Krise? – Demokratie im Krefelder Quartier!“.
Wie sich die Anlage des Orbroicher Kriegerdenkmals in seiner symbolischen Anordnung deuten lässt, welche Geheimnisse dies in sich birgt und was das schlussendlich mit der Trinität – der Heiligen Dreifaltigkeit – zu tun hat, entschlüsselt sich in der aktuellen Heimat genauso, wie die Geheimnisse Alter Krefelder Friedhöfe. Zu Recht nennen die Autoren ihren Beitrag dazu eine „Zeitreise“. Welche Geschichte sich hinter zwei Wachsbildnissen der Brüder von der Leyen aus dem späten 18. Jahrhundert verbirgt, gesellt sich in diesem mit Hardcover auf Hochglanzpapier gedruckten Buch mühelos zu Spaziergängen auf dem Krefelder Hauptbahnhof von 1965 bis 1985.
Ein Akzent, alleine schon, weil eine Abbildung aus dem Artikel das Cover ziert, ist Karl-Heinz Fonckens Beitrag zu der Synagoge zu Linn. Die Leser erfahren sowohl von den Anfängen, eine Synagoge in einem Wohnhaus, als auch von der Geschichte von neu und umbauten im 19. und 20. Jahrhundert. Die Synagoge, die schließlich ihre auch architektonisch besondere endgültige Form erhalten hatte, wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 zerstört. Welche Geschichte und Geschichten zuvor sich mit der Gemeinde und dem Bau verbanden, lässt sich anhand zahlreicher Zitate nachvollziehen.
Aber auch Sprache und Literatur finden in „Die Heimat“ Platz. Berichtet wird über die „Aufgegangene literarische Saat des Klaus Ulrich Düsselberg“, über „Eingewanderte französische Wörter (nicht nur) am Niederrhein“ und ohne viel Firlefanz – um just eines dieser Worte zu nutzen – über die 25. Verleihung des Niederrheinischen Literaturpreises. Auch gewürdigt wird zehn Jahre Verein „Literatur in Krefeld“.
Neben so vielen anderen wertvollen Inhalten in dem Buch gibt es diesmal auch eine speziell für Kinder, oder wie es heißt „nicht nur für Kinder“ angefertigte Beigabe. Ein Bastelbogen von Georg Opdenberg, mit dem man Krefeld um 1673 wieder auferstehen lassen kann. Auf einer Tafel findet sich der Grundriss der Stadt, die zweite Tafel zeigt die wichtigsten Bauwerke, die dritte fungiert als „Adventskalender“.
Das Buch, gedruckt bei Acken, wird gefördert durch den LVR, durch die Stadt und das Kulturbüro.