Theater Krefeld und Mönchengladbach Wie das Theater die nächste Halbzeit plant
Krefeld · Zwischen Januar und Juli 2021 plant das Krefeld-Mönchengladbacher Haus mit einem breitgefächertem Corona-tauglichen Programm in allen Sparten.
Wenn das Theater Krefeld und Mönchengladbach auf das Titelblatt für ihr Spielzeitheft für den zweiten Teil der Saison 2020/21 stolz in goldenen Lettern drucken lässt „Wir sind wieder im Spiel!“, so ist das unter der aktuellen Corona-Lage mehr ein kraftvolles Signal der Hoffnung als Gewissheit. Wer weiß denn schon so genau, ab wann wieder gespielt oder gesungen werden darf, ab wann wieder das Haus seine Pforten für Publikum öffnen kann. Und dann, wenn, unter welchen Bedingungen alles stattfinden kann.
Angenommen die Rahmenbedingungen bleiben zumindest so, wie vor dem Lockdown oder werden sogar besser, so hält das Theater eine Reihe von sehr ansprechenden Produktionsideen für 2021 bereit, die auch so realisierbar sein dürften. Um sich aktuell an Entwicklungen anpassen zu können, hatte man nach einem „Ideal-Spielplan“, der aber so nicht realisierbar sein konnte, darauf verzichtet, endgültige Spielpläne für die ganze Spielzeit vorzulegen. Nun stellte man das Programm für die kommende „Halbzeit“ vor.
Musiktheater
Operndirektor Andreas Wendholz sagt, dass man durch kompakte Arrangements wieder in der Lage sei, realistisch in den Orchestergraben zu gehen. Zehn Musiker im Graben – das ginge. Eine gute Nachricht.
Kommt alles wie geplant, kann „The Plague (Die Seuche), ein Opernpasticcio, eine freie Mixtur also aus unterschiedlichen Werken, von Kobie van Rensburg nach Motiven aus „A Journal of the Plague Year (Die Pest zu London)“ von Daniel Defoe mit Musik von Henry Purcell, am 20. Februar Premiere in Krefeld feiern. „Meisterklasse“ von Terrence McNally, die von Begegnungen mit Maria Callas handelt und sowohl die Künstlerin als auch ihre Kunst berührend und kurzweilig (Inszenierung Petra Luisa Meyer) aufleben lässt, soll ab 13. März zu sehen sein. „Don Pasquale“ in einem szenischen Arrangement von Ansgar Weigner feiert in Krefeld unter der Leitung von Yorgos Ziavras am 3. April Premiere.
Eine „Poetisch-theatralische Nicht-Oper“ mit Musik von Mozart, in der sich Sängerinnen und Sänger des Opernstudios mit weniger bekannten Werken des Komponisten unter dem Titel „Welttheater Mozart“ präsentieren, bleibt vorerst dem Mönchengladbacher Publikum (10. April) vorbehalten. Ebenso wie „Salon Pitzelberger und Co“, inszeniert von Ulrich Proschka.
Ballett
In Krefeld gibt es mit „Während wir warten“ ab 8. Mai eine neue Ballettproduktion zu sehen, bei der Choreografien von Robert North, aber auch den Tänzern Alessandro Borghesani, Teresa Levrini, Francesco Rovea, Radoslaw Rusiecki und ein Filmprojekt von Amelia Seth zu sehen sein werden. Zwischen Filmmusik von Morricone, Pop und Rock und Dvořák – mehrere Uraufführungen im Kontext der aktuellen Corona-Situation. „Alles Neu“, bei dem ebenfalls Tänzer choreografieren, kommt am 27. Februar zunächst an das Theater in Rheydt.
Schauspiel
Ein überaus sattes Programm plant die Schauspielsparte des Gemeinschaftstheaters. Am 17. Januar liest Generalintendant Michael Grosse aus Sándor Márais autobiografischen Roman „Bekenntnisse eines Bürgers“. Der Ungar entführt reflexiv in eine untergegangene Welt. Am 30. Januar plant das Theater eine Hommage an Joseph Beuys, der 2021 100 Jahre geworden wäre. „Beuys’ Küche“ mit Sebastian Blasius und Christoph Klimke wird indes die Grenzen zwischen Performance und Theater sprengend weniger eine biografische als hermeneutische Auseinandersetzung mit dem großen in Krefeld geborenen Künstler sein. In der Fabrik Heeder gibt es eine szenische Lesung zu „Das Wunder von der Grotenburg“ von Rüdiger Höfken. Der Abend dreht sich um das 7:3 vom 19. März 1986 zwischen Bayer Uerdingen 05 gegen Dynamo Dresden. Ein Theaterstück verfasst, das witzig und lustvoll Fußballleidenschaft im Kontext deutsch-deutscher Geschichte thematisiert. (Premiere 9. April).
Die großartige Regisseurin Maja Delinić inszeniert Schnitzlers „Reigen“, vorerst nur für Mönchengladbach. Premiere wird dort auch zunächst „Heimaterde“ von Muataz Abu Saleh und Bashar Murkus haben. Mit Ur- und Erstaufführungen aus dem Iran, Libanon, Syrien und dem Irak ist der Nahe Osten ungeplanter Weise zu einem Schwerpunkt der Reihe „Außereuropäisches Theater“ geworden, heißt es dazu im Spielzeitheft. Eine gute Sache. Auch eine gute Sache ist, dass endlich Matthias Gehrts „Wilhelm Tell“, dessen Vorschatten wir schon in Form einer besonderen Lesung erleben konnten, auf die Bühne kommen darf. Diese Premiere am 6. Juni dürfte, was Corona anbelangt, im Sommer, relativ sicher sein. So können wir zumindest hoffen.
Bei der Vorstellung des Spielplans gab es aber auch weitere Neuigkeiten. So wird es etwa von den Kinder- und Jugendstücken („Des Kaisers neue Kleider“ und „Schaf“) – noch aktuell – geschlossene Sondervorstellungen für schulische Kooperationspartner geben. Solche Aufführungen sind trotz des Lockdowns unter besonderen Bedingungen möglich.
Zudem erklärte Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, dass man plane, das Kinderkonzert und das nächste Sinfoniekonzert – allerdings nicht kostenfrei – digital zu streamen. Zum Konzertprogramm der Niederrheinischen Sinfoniker übrigens, das in aller Ausführlichkeit vorgestellt gebührt, planen wir einen separaten Artikel. In diesem Kontext wird dieses Thema, Streaming, auch weiter beleuchtet.