Zwei Tücher lassen die Gedanken fliegen
Raum der Stille: Die Künstlerin Marlies Carrasco-Toll in der Friedenskirche.
Krefeld. Die tägliche Reizüberflutung ist ein Problem. Dem Wunsch, zumindest für kurze Zeit dem Lärm und der Hektik zu entfliehen, kann man jetzt in der Friedenskirche nachgeben. Die Vorhalle der Kirche ist zu einem Raum der Stille umgestaltet worden. Zwei große tuchartige Gemälde der Krefelder Künstlerin Marlies Carrasco-Toll sind neben einer schlichten Bank und einem Lesepult die Gestaltungselemente. Der Raum wird vom großen Rosettenfenster in der Decke bestimmt.
Auffallend sind die vielen Türen. Neben den Eingangsportalen und den Türen ins Innere gibt es an den Seiten noch Zugänge zum Turm. Diese Türen sind durch zwei 4x2 Meter große Tuchbilder verdeckt. Zusammen mit der Rosette bilden sie eine optische Einheit. Das Material ist Industriegaze, mit Acrylfarben bemalt. Blautöne in vielen Schattierungen bestimmen den Grundton der Tücher, die formal und inhaltlich zur Meditation einladen. Die Größe und die harmonischen Farbklänge vermitteln Geborgenheit und Ruhe.
Auf dem einen Tuch ziehen die kreisförmigen Strukturen der mit dem Spachtel aufgetragenen Farbe den Blick an. Dunklere und hellere Töne greifen spiralartig ineinander. Das Leben selbst wird darin symbolisiert. Ganz andere Strukturen weist das zweite Tuch auf. Amorphe Formen und Linien überziehen netzartig die Fläche. Manchmal verdichtet sich die Farbe zu kleinen Inseln, an denen das Auge haften bleibt, um dann die eine oder andere Linie zu erwandern.
Lebensstationen, Lebenswege, allgemeine Gedanken über das Leben. Das alles steckt in den Tüchern. Zuerst ist da die Farbe, die einen umhüllt und mit der wohltuenden Stille zur Ruhe kommen lässt. Man hält inne und lässt einfach seine Gedanken fliegen. Die beiden Tücher können dabei eine wunderbare Hilfestellung sein (Der Raum ist werktags über den benachbarten Eingang zum Kulturpunkt zugänglich).