Krefeld hautnah Neubaugebiet sorgt für Unmut
Ost · Traarer und Verberger fürchten zu dichte Bebauung und wachsende Verkehrsbelastung.
Zu groß, zu hoch, zu laut. Wenn es um die geplanten Wohngebiete Am Wiesenhof und Emil-Schäfer-Straße geht, haben die Anwohner große Befürchtungen vor den Auswirkungen. Über 70 Besucher äußern ihre Bedenken und diskutieren teilweise leidenschaftlich mit den Fachleuten bei „Krefeld hautnah“ über Themen, die ihnen auf den Nägeln brennen. Die WZ ist diesmal im Osten der Stadt zu Besuch. Redaktionsleiter Christian Herrendorf und Redakteurin Yvonne Brandt moderierten den informativen und spannenden Abend.
Herrendorf, der erst seit einigen Wochen in Krefeld tätig ist, erklärt: „Ich möchte Sie kennenlernen und hören, was Sie hier beschäftigt. Heute können wir die Themen vertiefen.“ Brandt ergänzt an die vielen anwesenden Bürgervereins-Vorstände: „Sie sind ein wichtiger Motor in den Stadtteilen. Bauen ist das dringlichste Thema, das wir heute diskutieren.“
Manfred Steinborn, Erster Vorsitzender des BV Verberg, gibt sich optimstisch: „Die WZ hat uns bei der Ausbauart der Marcelli-Kreuzung geholfen, vielleicht geht es auch mit anderen Themen.“
Bis zu 390 Wohnungen könnten im „Wiesenhof“ entstehen
Zur Info: Am Wiesenhof sollen über fünf Jahre 390 Wohneinheiten, davon 185 Einfamilienhäuser und 205 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, auf rund 1,3 Millionen Quadratmetern entstehen. 2023 soll es losgehen. Walter Kienen, stellvertretender Vorsitzender des BV Traar, fordert dafür einen Ausbau der Nieper Straße und die Erschließung des Luiter Wegs, über die das Neubaugebiet künftig angefahren werden soll.
Zusammen mit dem bevorstehenden sechsspurigen Ausbau der A 57 fürchten Anwohner wie auch die Bürgervereine Traar und Verberg, dass der Verkehr auch über die Moerser Landstraße noch weiter zunehmen wird und das bei nicht ausgebauten Fahrradwegen und Bürgersteigen.
Besucherin Anne Ballik fühlt sich jetzt schon unsicher, wenn sie mit den beiden Kindern auf dem Fahrrad unterwegs ist. „Bald ist die Verkehrssituation unsäglich“, findet sie. „Aus Verberg und Traar fahren alle über die Moerser Landstraße zum Discounter nach Traar, der am Ortsende, neben dem Festplatz errichtet wird. Wie soll das vonstattengehen?“
Steinborn erklärt, dass das Neubaugebiet durch den eigenen städtischen Baugrund Erträge für die Stadt bringe, findet jedoch, dass viel zu eng geplant werde. „Es gibt dort keine vernünftige Verkehrsanbindung, und es wird viel zu viel gefahren. Es wird laut.“ Außerdem bezeichnet er die Infrastruktur als „mager“. Kienen bemängelt die viel zu hohe Bebauung mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss und möchte dort eine Kita sehen und an der Nieper Straße einen Tante Emma-Laden einrichten.
Baudezernent Martin Linne verteidigt das Neubaugebiet: „Was den barrierefreien Wohnraum betrifft, haben wir Nachholbedarf. Es fehlen auch Einfamilienhäuser mit Garten.“ Er plädiert in Sachen Verkehr für eine Stärkung des ÖPNV und eine Optimierung der Radverkehrsachsen. Da gebe es großes Potenzial. In Höhe des neuen Nahversorgers soll eine Querungshilfe gebaut werden. Zudem sagt er, dass das B-Plan-Verfahren eingeleitet sei. „Die Gestaltungssatzung kommt noch.“ Was letztendlich passiert, entscheide der Rat.
Erschließung über
Bethelstraße erregt die Gemüter
Besucher Hans-Peter Ries sagt: „Die Verkehrssituation ist mit einem Ausbau der Radwege kaum zu machen.“ Christian Kley meint: „Es ziehen doch nur Düsseldorfer hierher.“ Frage von Linne: „Was haben Sie gegen Düsseldorfer?“, und er erwähnt, dass es in anderen Städten „einheimische Modelle“ auf städtischem Grund gebe, die andere Preise ermöglichten, zum Beispiel in München.
Angelika Brünsing fordert mehr Sensibilität für die Baugebiete und sagt auch, als Bezirksvertreterin die Ängste der Bürger zu spüren. „Die Verkehre an der Emil-Schäfer-Straße sind auch nicht bis zu Ende gedacht. An den Sorgen ist was dran.“ Bernd Soltau fragt: „Ist die Bethelstraße schon als Durchgangsstraße freigegeben? Es gibt doch drei Zuwegungen für die Emil-Schäfer Straße.“ Dort soll ein Neubaugebiet entstehen. Linne erklärt: „Es fahren dort nur 90 Autos pro Minute. Das ist nichts Besonderes. Es fahren dort nur die, die auch da wohnen. Es ist kein Durchgangsverkehr.“
Anlieger Horst Esters lädt den Dezernenten ein, die starke Verkehrsbelastung anzusehen, die es schon gibt, wenn das Badezentrum im Sommer gut besucht ist. „Werden wir überhaupt wahrgenommen?“, fragt er und erhält Applaus.