Krefeld Der Herr der Sportabzeichen

Rolf Haferbengs hat sich der Aufgabe nach seiner Pensionierung angenommen und seinen Anteil daran, dass Krefeld in Nordrhein-Westfalen auf Platz eins liegt.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Krefeld hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Hochburg des Deutschen Sportabzeichens in Nordrhein-Westfalen entwickelt. Seit 2006 steigt die Zahl der Auszeichnungen kontinuierlich an — von anfangs knapp über 2000 bis immerhin 6799 im vergangenen Jahr. Seit drei Jahren ist die Stadt führend im Bundesland. Das ist auch ein Verdienst von Rolf Haferbengs, der im Stadtsportbund das Sportabzeichen seit 2006 betreut. Haferbengs sagt: „Ich wurde vom Stadtsportbund gefragt und habe zugestimmt. Ich habe sofort Kontakte zu den Sportlehrern aufgenommen, wollte ihnen auch Arbeit abnehmen.“

Haferbengs kam seine Nähe zu den Schulen gelegen. Seit 1964 arbeitete der gebürtige Krefelder als Lehrer, seit 1967 in Krefeld. Bis 1986 unterrichtete er an der Hauptschule Rote Kreuz-Straße unter anderem Sport, trainierte auch Schulteams. Später wechselte er zur Sollbrüggenschule. Dort wurde er Konrektor. Seine Verbindungen halfen ihm, in der Arbeit mit den Schulen schnell Erfolge vorzuweisen. Er wartet nicht auf Signale. Er holt die Leute ab, geht auf die Bildungseinrichtungen zu. Haferbengs gibt das Lob weiter, sagt: „Ohne die Mithilfe der Lehrer und Prüfer wäre diese hohe Zahl nicht möglich gewesen.“ Der Löwenanteil der Zuwächse bei den Sportabzeichen resultiert aus der Teilnahme von Schülern. Das ist sein Ziel gewesen. Haferbengs: „Ich habe immer neue Kontakte geknüpft und vertrauensbildende Maßnahmen ergriffen. Es war ein Berg an Arbeit auch für die Lehrer. Aber mit der Unterstützung des Stadtsportbundes ging es.“

Haferbengs, ein Kriegskind des Jahrgangs 1941, machte sein Sportabzeichen zu Schulzeiten am Arndt-Gymnasium und später noch einmal während des Studiums. Mit dem Stand der abgelegten Sportabzeichen in Krefeld sei er „mehr als zufrieden“. Doch es gibt auch eine Kehrseite: Die Erwachsenen ziehen noch nicht spürbar mit wie erwünscht. Haferbengs besucht Lauftreffs, macht Werbung für das Abzeichen, erfährt viel Kopfnicken. Doch kaum jemand bleibt am Ball.

Jens Sattler, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, sagt: „Die Mitte-Zwanzigjährigen bis Ende 40 sind die Problemgruppe. Zuwächse haben wir sogar bei den über 60-Jährigen.“ Laut Sattler fänden gerade diese jüngeren Altersgruppen neben ihrer Arbeit und Beschäftigungen wenig Zeit und Lust für das Sportabzeichen. Da gelte es anzusetzen.

Helfen wird dabei Rieke von der Heiden. Sie soll dem Sportabzeichen organisatorisch und konzeptionell ein attraktiveres Image verpassen. Sattler: „Das stellen sich manche wohl ein bisschen verstaubt vor. Man könnte es aber auch als Fitness-Check ansehen.“ Haferbengs: „Ein Sportabzeichen ist immer auch eine Anerkennung. Man erhält eine Urkunde und eine Nadel.“ Der 76-Jährige hat unter anderem mit dem Hauptzollamt gesprochen, dem Verein Sport für betagte Bürger und will auch die Feuerwehr für das Abzeichen gewinnen. Einer geht in Krefeld seit jeher mit gutem Beispiel voran: Stadtsportbund-Chef Dieter Hofmann, 77, will in diesem Jahr zum 50. Mal das Sportabzeichen absolvieren.