Galopp: Eine Jockey-Karriere wie eine Achterbahn

Andreas Helfenbein sorgte zuletzt für Schlagzeilen

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Beim Renntag am Sonntag auf der Krefelder Galopprennbahn steigt der Jockey Andreas Helfenbein (47) in allen sieben Rennen der edlen Vollblüter in den Sattel. Nur das Ponyrennen überlässt er dem Nachwuchs. Kein anderer in Deutschland tätige Jockey hat in den vergangenen Wochen (ungewollt) für so viel Schlagzeilen gesorgt wie der gebürtige Hesse, der seit frühester Jugend mit Pferden verbunden ist, obwohl es vom Elternhaus keine „Vorbelastung“ gab.

Seine Karriere würde problemlos für eine große Zeitungs-Serie oder einen Film reichen. Das letzte ungewöhnliche Ereignis allerdings war ein besonderer Höhepunkt. Helfenbein war der Jockey des haushohen Derbyfavoriten Sea the Moon, der erste Derbysieg der bewegten Karriere schien unvermeidbar. Dann stürzte er am 19. Juni auf der Rennbahn in Frankfurt spektakulär, blieb weitgehend unverletzt, erholte sich schnell und ritt auch mit Erfolg. Trotzdem engagierten die Besitzer des Pferdes im Derby den Weltklassejockey Christophe Soumillon. Helfenbein stellte sich mit Sohn Tim an den Rand der Bahn und sah den Derbysieger Sea the Moon auf sich zu fliegen. Er jubelte mit und blieb äußerlich total gelassen.

Man hatte ihn mit den vollen Prämien des Derbysieges und der Zusage für weitere Ritte auf Sea the Moon getröstet, und Helfenbein hatte die Nerven, seinem „Vertreter“ vorher wichtige Tipps über das nicht einfache Pferd zu geben. Was tatsächlich in ihm vorging, sah keiner, öffentlich blieb er gelassen: „Was sollte ich machen? Letztlich war der große Druck weg, und ich behalte den tollen Arbeitsplatz bei Trainer Markus Klug.“ Der Trainer nahm es ähnlich professionell.

Helfenbein kennt sich mit Arbeitsplätzen aus. In vielen Ställen war er tätig, auch bei Mario Hofer in Krefeld. Vor der Arbeit bei Markus Klug im Kölner Gestüt Röttgen wagte er sich ins Zockerparadies Macao. Der Kampf um Sieg und Platz auf dieser Insel ist gnadenlos. Helfenbeins Leben aber ist von Kämpfen begleitet. Er gewann große Rennen, wurde (aus Leichtsinn verursacht) mehrfach gesperrt, litt unter einer Lungenentzündung, wurde mit unerlaubten Mitteln erwischt, wurde von einem Jockeykollegen übels behandelt, kaufte aus lauter Zuneigung einmal sein „Putzpferd“ und hat einmal über eine ihm besonders zugetane Stute gesagt: „Wenn es eine Frau wäre, würde ich die heiraten.“ Seinen Sohn Tim liebt er abgöttisch. Vor der spektakulären Suspendierung sagte er: „Ich reite in der Form meines Lebens.“ Einer der Gründe war eine Umstellung der Ernährung des Reiters mit der Karriere wie eine Achterbahn. Eines hat sich nie verändert: Helfenbein blieb ein angenehmer Mensch.