Handball Nachwuchs-Suche im Herzen der Großstadt

Krefeld · Handball-Weltmeisterschaft bringt Turnklub Krefeld keine neuen jungen Spieler. Der Verein geht andere Wege.

 Engagieren sich beim Turnklub Krefeld (v.l.): Jugendwart Ralf Kempkes, Obmann Björn Knott und Berater Thomas Floethe.

Engagieren sich beim Turnklub Krefeld (v.l.): Jugendwart Ralf Kempkes, Obmann Björn Knott und Berater Thomas Floethe.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Handball-Nachwuchs im Herzen einer Großstadt zu finden und zu fördern ist eine Herkulesaufgabe. Diese schmerzliche Erfahrung machte der Turnklub Krefeld. Auf ganze drei Senioren- und zwei Jugend-Mannschaften sowie eine Ballsportgruppe für die Jüngsten schrumpfte die Vereinsfamilie zusammen. Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen, Kinder und Jugendliche für den Handballsport zu begeistern, denn rund um die Trainingshalle an der Scharfstraße ist das Freizeitangebot groß.

Knodt und Kempkes
krempeln die Ärmel hoch

Turnklub-Jugendwart Ralf Kempkes und seine Mitstreiter können ein Lied davon singen: „Viele Kinder sitzen lieber an der Spielkonsole oder lassen sich von Trendsportarten begeistern. Nicht zuletzt laufen etliche noch lieber dem großen runden Leder hinterher. Es ist natürlich einfacher, den Ball nur mit dem Fuß zu bewegen.“

300 Mitglieder hat der Traditionsklub, der in sechs Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiern will und dann wieder breiter aufgestellt sein soll. Das haben sich Kempkes und Handball-Obmann Björn Knott fest vorgenommen und die Ärmel hochgekrempelt. Beide wollen aus dem Klub keinen Spitzenverein entwickeln, sondern Kinder für ihre Sportart begeistern und vermitteln, was Vereinsleben bedeutet. Knott sagt: „Die Spieler unserer ersten Mannschaft setzen sich fast ausschließlich noch aus dem eigenen Nachwuchs zusammen. Uns ist zunächst egal, in welcher Liga wir spielen, uns macht es Spaß, Handball im Verein zu spielen, und das wollen wir weitergeben.“

Knott spielt mit 33 Jahren noch in der ersten Mannschaft, hat sich mit anderen aus der Not heraus, weil Funktionsträger im Verein fehlten, zur Verfügung gestellt. So sind Dennis Kuhlenkamp und Marc Reisewitz als Trainer der B-Jugend aktiv, weitere Spieler der Ersten stecken noch in der Trainerausbildung. Doch das Vorhaben hatte Grenzen.

Kleine Fortschritte sind
bereits zu erkennen

So suchte das Duo vor einem Jahr den Kontakt zu Thomas Floethe, einem ehemaligen Bundesliga-Handballer, der mit seinem Unternehmen BALLUNI Vereine wie den Turnklub berät und unterstützt. Ein neues Konzept wurde gestrickt, der Turnklub präsentierte sich zuerst beim „Spiel ohne Ranzen“ auf der Stadtwaldwiese, war beim Kinder-Gesundheitstag dabei und betreut an der Grundschule Wimmersweg eine Handball-AG. Kleine Fortschritte sind zu sehen, aber es ist ein zäher, langer Weg. Floethe sagt: „Viele Vereine, wie der Turnklub, sitzen mit dem Nachwuchsproblem in einem Boot, doch Kooperationen sind nach wie vor Mangelware. Ein Umdenken ist zwingend notwendig, alle müssen über den Tellerrand hinausschauen.“

Familiensporttag
steigt am 24. März

Zum dritten Mal sind die Turnklub-Verantwortlichen beim „Mama-Papa-und-ich“-Familiensporttag in der Sporthalle an der Vulkanstraße beteiligt. 15 Teilnehmern bei der Premiere folgten über 40 bei der Zweitauflage, nun sollen es am Sonntag, 24. März, doppelt so viele werden. Ein kleiner weiterer Schritt, unterstützt vom Stadtsportbund, der Hoffnung macht. Doch ein Fazit ziehen die drei Handball-Fachmänner: „Wir müssen selbst kreativ bleiben, denn die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland vor einigen Wochen hat uns keinen einzigen neuen jungen Handballer gebracht.“