Hockey Uhlenhorst ist wieder obenauf
Krefeld · Herren verteidigen den Meistertitel im Hockey wie auch die Alster-Damen aus Hamburg.
Omar Schlingemann geht in die Hocke. Er stützt seine Arme auf den Beinen ab, schnauft noch einmal durch. Sein Blick ist auf das eigene Tor gerichtet. Die nächste Strafecke gegen sein Team, Uhlenhorst Mülheim, das 5:4 führt, eine Minute vor Schluss. Die Mannheimer hämmern den Ball ins Fangnetz. Trainer Schlingemann springt auf. Wenige Augenblicke später entlädt sich bei ihm und seiner Mannschaft die Anspannung der ganzen Saison in einem Moment: Der alte und neue Meister im deutschen Feldhockey der Männer heißt Uhlenhorst Mülheim. Mehrere hundert Fans sind aus dem Häuschen. Die Spieler sind längst in einer Jubeltraube zu Boden gegangen. Daneben sinken die Verlierer des Mannheimer HC auf die Knie. Sie waren knapp dran, hatten den Meister am Rande eines Shootouts. Die Mülheimer mussten alles mobilisieren. Kapitän Tobias Matania spielte mit Oberschenkelschmerzen. Er konnte sein Glück kaum fassen: „Ich habe draußen fast einen Herzinfarkt erlitten. Beim nächsten Mal bitte nicht mehr so spannend machen“, sagte der Mülheimer: „Ich bin sprachlos wie wir gekämpft haben. Wir haben alles reingeworfen und hatten auch das Quäntchen Glück.“
Mannheim bereitet Uhlenhorst mehr Probleme als gedacht
Uhlenhorst hatte durchaus Schwierigkeiten gegen Mannheim, den Tabellendritten der Hauptunde, der mit einem Doppelschlag in Führung ging. Doch Mülheim überwand den Widerstand. Trainer Schlingemann konstatierte: „Ich weiß, dass das Team ein großes Herz hat. Wir haben unsere Prozesse, um unsere Tore zu machen.“ Mannheims Cheftrainer Michael McCann zollte dem Sieger Respekt: „Die machen aus vier Chancen vier Tore. Es ist eine Topmannschaft. Schließlich haben die fünf Tore gegen die beste Defensive der Liga gemacht.“
Im Halbfinale hatten die Mülheimer schon den UHC Hamburg mit 5:2 ausgeschaltet. Mannheim widerstand dem Tabellenzweiten RW Köln mit 3:2, zeigte auch da schon eine starke Abwehrleistung. Der MHC ließ sich auch gegen den Favoriten Mülheim nicht beeindrucken, meldete sich immer wieder im Spiel zurück. Für Uhlenhorst war es der zweite Titel in Folge. „Es könnte eine Ära sein, die weiterführt“, sagte Tobias Matania voller Glück.
Spannung hatte es auch bei den Frauen gegeben. Auch da verteidigte der Vorjahressieger seinen Titel - der Club an der Alster. Im Shootout zog der Düsseldorfer HC mit Kapitänin Selin Oruz aus Krefeld beim 2:4 den Kürzeren. Doch eine Krefelderin konnte sich trotzdem freuen: Anne Schröder. Ihre Großmutter, die bald 90 wird, fieberte auf der vollen Tribüne mit. Es war ein Sieg des Tabellenvierten, der Tormaschine der Saison, der jedoch auch immer wider Rückschläge zu verkraften hatte während der Monate.
„Es ist das perfekte Ende der Saison. Wir haben viel gelernt. Wir haben nie aufgehört daran zu glauben: Wir holen das Ding“, sagte Schröder. Den Druck hätten die Hamburger Damen gespürt. Die Erwartungshaltung war hoch. „Wir haben abgeliefert“, sagte Schröder. Ihre Familie ist eng befreundet mit den Wellens, mit CHTC-Chef Dirk und Nationalspieler Niklas. Beim CHTC lernte sie das Hockey. „Es war unglaublich schön. Alle grinsen einen an, wenn man auf die Anlage kommt.“
Nichts war es mit dem ersten Titel für die Düsseldorfer Damen auf dem Feld. In der Halle konnten die DHC-Frauen die Hamburgerinnen bezwingen. Nun ging es anders herum aus. Luisa Steindor sagte: „Alster hatte die besseren Nerven. Jetzt müssen wir alle Kräfte für das nächste Jahr sammeln.“
4600 Zuschauer hatten die Endspiele am Sonntag verfolgt, 4100 die Halbfinals am Samstag. Damit war die Veranstaltung auf der Gerd-Wellen-Anlage noch einmal gewachsen bei der zweiten Auflage. Nicht nur die Hockey-Familie war zu Gast, auch Krefelder Spitzenathleten aus anderen Sportarten waren unter den Zuschauern. Maximilian Beister, Daniel Pietta, aber auch Fußball-Nationalspielerin Lea Schüller.
Hockey-Präsident Wolfgang Hillmann lobte den Gastgeber in höchsten Tönen: „Es war eine großartige Atmosphäre, noch besser als im letzten Jahr. Der CHTC schafft es einfach eine unglaubliche Hockey-Atmosphäre zu schaffen.“ Ob die Krefelder auch im nächsten Jahr Gastgeber sein werden, steht derweil noch nicht fest. Der DHB will den Standort ausschreiben lassen. „Es ist vorstellbar, dass wir uns bewerben“, sagt Dirk Wellen.