Insolvenz: Aegir muss wachsen
Zwei Jahre nach den Feiern zum 100-jährigen Bestehen droht den Uerdingern das finanzielle Aus.
Krefeld. "Es ist schon ein komisches Gefühl, an dem Punkt zu sein, wo man Insolvenz anmelden muss. Das ist ein emotionaler Tiefschlag für mich", sagt der Vorsitzende der Schwimmsportfreunde Aegir Uerdingen, Georg Metten.
Seit 2003 sei es für den Verein bergab gegangen - ständig sinkende Mitgliederzahlen ließen die Einnahmen bis heute um knapp die Hälfte zusammenschrumpfen. Ein Aderlass in Höhe von rund 100000 Euro, der jetzt in einem Insolvenzantrag mündete.
Dabei strahlte die Sonne 2001 noch besonders hell über dem Aegir-Areal an der Duisburger Straße. Der Verein konnte sein 2000. "Familien"-Mitglied begrüßen und schien für die Zukunft gewappnet. Der Verein belastete seine Finanzen ein Jahr zuvor allerdings mit einer schweren Hypothek - die Einführung des alljährlichen Aufbaus der Traglufthalle über dem Aegir-Bad.
Die Aufbau- und Heizkosten für das winterliche Planschvergnügen erwiesen sich als finanzieller Drahtseilakt. Um dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren, mussten die Beiträge mehrfach erhöht werden - mittlerweile zahlt ein Erwachsener 174 Euro im Jahr.
Die Folge: Viele Mitglieder kehrten Aegir den Rücken, derzeit hat der Klub noch 1350. Zu wenig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, weshalb Metten jetzt in den sauren Apfel biss und zwei Jahre nach den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen Insolvenzantrag stellte.
Dennoch müsse dies nicht das Ende sein, sagt Metten: "Ich habe die Hoffnung, dass die Mitglieder jetzt enger zusammenrücken. Aber die Aegir-Familie muss wachsen. Wer helfen will, muss dies jetzt tun. Die Mitglieder müssen jetzt kommen, sonst ist es zu spät."
Am 2. Juni (20 Uhr) trifft sich die Aegir-"Familie" im Klubheim zu einer Versammlung, um die Chancen für die Zukunft auszuloten. Die liegt in den Händen von Eberhard Stock, der als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde und schon den Fußball-Niederrheinligisten KFC Uerdingen in sicheres Fahrwasser geleitet hat.
Allein über das nüchterne Jonglieren mit Zahlen dürfte die Rettung Aegirs aber kaum zu bewerkstelligen sein. Metten weiß, dass Emotionen eine wichtige Rolle spielen werden. Und davon sind nach der mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte reichlich im Spiel.