Tennis Merkel über die Nachwuchsarbeit
Blau-Weiß steht für eine gute Jugendarbeit. Wann wird mal ein Eigengewächs den Sprung ins Bundesliga-Team schaffen?
Merkel: Das ist sehr schwierig. Der Abstand vom Spitzen-Jugendtennis zur Bundesliga ist enorm. Die Frage haben wir in Deutschland seit 30 Jahren. Warum kriegen wir keine guten Jungen nach oben? Die komplexe Entwicklung kann man nicht planen. Technisch und körperlich ist das möglich. Aber die Frage bleibt dann immer: Hat er den Willen, die Geduld, die Disziplin, das alles durchzuziehen. Fünf Jahre auf kleine Turniere zu fahren, Punkte zu sammeln, sich zu entwickeln. Durch die Neuformierung der Bundesliga mit vier Spielern hat das Niveau noch einmal gehoben.
Wie bewerten Sie die Jugendarbeit ingesamt?
Merkel: Die Jugendarbeit wird immer als toll dargestellt. Aber so toll ist sie nicht. Vom Niveau her ist das Diaspora. Der Kreis Krefeld ist teilweise grottenschlecht. Es ist furchtbar. Bei einer Kreismeisterschaft wähnt man sich in einem Tennis-Ferienlager. Der Niederrhein ist der schlechteste Verband Deutschlands. Das Leistungszentrum in Essen ist eine Katastrophe. Wir haben nichts. Es geht nur über Privatinitiative. Das Interesse ist zwar da, aber ich erkenne keine Disziplin dahinter. Viele werden von den Eltern zum Training gefahren, spielen eine Stunde in einer Vierergruppe, dann werden sie wieder nach Hause gefahren. Es gibt welche, da steckt was hinter. Aber das ist ganz wenig. Bei den Jugend-Verbandsmeisterschaften ist aus diesem Kreis höchstens ein Junge und ein Mädchen dabei, die sind schnell ausgeschieden. Das Niveau ist ein Katastrophe.