Sport Teamchef Merkel: Tennis ist auch Event-Charakter

BW Krefeld startet Sonntag in die Bundesliga. Zum Auftakt im Stadtwald gegen Mannheim will der Coach die beste Besetzung aufbieten.

Sport: Teamchef Merkel: Tennis ist auch Event-Charakter
Foto: Dirk Jochmann

Am Sonntag ist Aufschlag. Dann geht es im Stadtwald wieder um Spiel, Satz und Sieg in der Tennis-Bundesliga. Blau-Weiß Krefeld geht ins Rennen, um Platz vier aus der vergangenen Saison zu wiederholen. Was Teamchef Olaf Merkel über den Kader, die Liga und die Zielsetzung sagt.

Die Vorfreude steigt. Sind Sie entspannt, oder gibt es schon Unwägbarkeiten vor dem Start?

Olaf Merkel: Die Planungen laufen seit Monaten. Ich weiß, was ich vorhabe. Aus der Erfahrung weiß ich aber auch: Man muss schon flexibel sein. Es gibt da immer auch die Ideen der Spieler. Sie spielen plötzlich andere Turniere, oder sind in der Weltrangliste auf anderen Positionen als im März, dadurch für ATP-Turniere qualifiziert oder nicht mehr, müssen vielleicht auch Qualifikation spielen oder Challenger-Turniere. Darum ist es immer schwer zu sagen: ich spiele mit dem oder mit dem. So gut es geht, habe ich den Stamm stehen. In diesem Jahr liegt der Davis-Cup aber mitten in in der Saison, die Olympischen Spiele auch. Da war schon früh klar, wer blockiert ist und wer nicht.

Haben Sie deshalb ein so großes Team mit 14 Spielern?

Merkel: In der Phase der Saison, um Wimbledon und US Open herum braucht man so einen Kader. Ich habe mit den Gesprächen im Januar in Melbourne bei den Australian Open begonnen. Das war sehr wichtig. Dort hatte ich den direkten Kontakt zu den Spielern. Das war auch im Vorjahr der Schlüssel zum Erfolg. Es ist sehr früh in der Tennis-Saison. Da haben die meisten Spieler noch keine Abmachungen mit Vereinen. Melbourne ist wie ein Marktplatz. Man hört viel. Die French Open sind dann eher für die Fein-Absprachen.

Auch im Vorjahr waren Sie in Melbourne. Dann folgte ein vierter Platz in der Bundesliga. Soll das nun wieder gelingen? Die Bundesliga war im Vorjahr eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.

Merkel: Von den Punkten ja, vom Niveau nicht unbedingt. Da waren viele knappe Entscheidungen dabei. So ausgeglichen wie in dieser Saison war die Liga noch nie. Es ist schwer zu sagen, wer Favorit ist. Der vierte Platz wäre toll, es ist schwer vorauszusagen.

Woran bemessen Sie denn eine erfolgreiche Saison?

Merkel: Erfolg bemesse ich daran, dass wir unsere Heimspiele wie im Vorjahr gestalten, dass dieser Event-Charakter wieder klappt. Wir wollen tolle Spiele bieten. Ich hoffe, dass die Mannschaft so funktioniert wie letztes Jahr. Jeder wollte vielmehr spielen. Ich hatte zwischendurch sogar Probleme mit meinen Ausreden, warum der oder der nicht spielen kann. Bei einem Spiel hatte ich neun Akteure, die spielen wollten. Das kann aber dieses Jahr ganz anders werden. Das ist auch ein bisschen Glücksache.

Mit welchem Stamm planen Sie für die Spiele?

Merkel: Ich versuche, dass die Spieler, die in der Weltrangliste hoch stehen, auch für uns aufschlagen. Aber das machen die anderen Klubs auch. Gerade in der ersten Woche, was die zweite Woche in Wimbledon ist, haben die Vereine ihre Top-Spieler parat. In den Wochen später bekommt man die nicht mehr. Das sehe ich auch bei meinen Leuten. Davis-Cup, Turnier in Hamburg, dann geht es in die Vorbereitung der US Open und Olympia. Jeder Spieler, der die Chance auf Olympia hat, will sie wahrnehmen.

Wen betrifft denn Olympia?

Merkel: Definitiv weg sind Guido Pella und Paolo Lorenzi. Die sind den Kadern ihrer Länder Argentinien und Italien. Mit Lorenzi habe ich ausgemacht, dass er nur Olympia spielt und sofort zurückkommt. Er ist am 7. August nicht da. Am 14. August könnte er wieder spielen. Pella ist schon ab Mitte Juli unterwegs. Er geht nach Amerika.

Haben Sie schon die Besetzung für das Auftaktspiel gegen Mannheim im Kopf?

Merkel: Die ersten Vier sind eigentlich da. Pella, Lorenzi, Inigo Cervantes und Horacio Zeballos plus Adam Pavlasek als Fünfter sowie Maximo Gonzalez. Da sind wir ganz gut bestückt. Das ist aber auch noch abhängig davon, wie gut sie in Wimbledon spielen.

Was ist mit Aushängeschild Jürgen Melzer? Er war verletzt — ist er ihr Bastian Schweinsteiger?

Merkel: Er ist immer noch der Star. Er hatte Anfang November eine komplizierte Schulter-Operation. Die Prognose hieß: neun Monate Pause. Die Reha verlief gut. Seit Mai spielt er wieder, ist voll im Training. In der zweiten Runde beim Challenger in Tschechien ist er nicht mehr angetreten. Er hatte über Nacht wieder Schmerzen. Er sagte mir, es sei nicht so schlimm, er wolle aber nicht überreizen. Er will unbedingt spielen. Möglich ist, dass er am zweiten Spieltag aufschlägt.

Dann geht es zum Aufsteiger Feldkirchen, danach kommt Halle in den Stadtwald.

Merkel: Und Feldkirchen ist bärenstark. Wenn die alle aufbieten, sind die besser als wir auf dem Papier. Halle ist dagegen nicht mehr so stark. Wenn die die ersten Vier haben und wir, sind wir der Favorit.

Wann ist für Sie ein Heimauftritt gelungen?

Merkel: Wenn es ein Tennis-Tag wird, wo die Leute sagen: das ist Top 20 was ihr spielt, dann gehen sie zufrieden nach Hause. Wenn sie dann auch noch Namen sehen wie Kohlschreiber oder Melzer — umso besser. Die Ausländer sind hier akzeptiert. Die spielen schon seit Jahren bei uns. Die Leute schätzen das hohe Niveau der ausländischen Spieler. Die Identifikation des Publikums mit den Spielern ist da.