Der Spieler des Drittligisten HSG Krefeld gehört zum Aufgebot der USA bei den Titelkämpfen ab 14. Januar in Ägypten Paul Skorupa träumt von einem Sieg bei der Handball-Weltmeisterschaft

Krefeld · HSG-Spieler Paul Skorupa träumt von einem Sieg bei der Handball-Weltmeisterschaft.

Paul Skorupa steht im Trikot des US-Teams vor der Glockenspitzhalle.

Foto: samla.de

Es hört sich fast wie ein unwirkliches Märchen an, das dem Krefelder Drittliga-Handballer Paul Skorupa in den kommenden vier Wochen im Reich der Pharaonen, in Ägypten, bevorsteht. Denn der gebürtige Düsseldorfer, der dank seiner Mutter Jennifer auch einen US-Pass besitzt, gehört zum 20-köpfigen Aufgebot der USA für die Weltmeisterschaft in Nordostafrika, wo bereits zum zweiten Mal die Titelkämpfe steigen. Für dieses erste Karriere-Highlight hat der gerade einmal 21 Jahre alte Student in den letzten Wochen unter Trainer Felix Linden bei der HSG Krefeld Niederrhein in zusätzlichen Trainingseinheiten in der Glockenspitzhalle mächtig geschuftet: „Ich bin topfit und freue mich riesig auf das Abenteuer WM. Wir sind dort sicherlich die absoluten Außenseiter. Aber immerhin gehören wir schon zu den besten 32 Teams der Welt.“

Mit dem deutschen Team
in einem Hotel

Skorupa freut sich diebisch auf die Tage am Nil. Auf den WM-Glanz, trotz Corona-Pandemie, zunächst in der Millionenmetropole Gizeh. Dort wird das US-Team mit Skorupa gemeinsam mit der deutschen Nationalmannschaft in einem Hotel untergebracht sein. Ob der 1,93 Meter große Kreisläufer dort täglich auf die deutschen Handball-Superstars wie Uwe Gensheimer, Silvio Heinevetter oder Andreas Wolff trifft, ist allerdings fraglich. Denn die ägyptischen Gastgeber haben ein Hygienekonzept aufgestellt, das seinesgleichen sucht. Die Teams leben nahe den Pyramiden abgeschottet voneinander, wie in einer Blase. Alle zwei Tage sind Coronatests geplant. Doch vor den Titelkämpfen, die am Donnerstag, 14. Januar, beginnen und mit dem Finale am Sonntag, 31. Januar, enden, fliegt Skorupa zunächst nach Dänemark ins Trainingslager.

Die Nordamerikaner wollen im Handball, ganz nach dem großen Vorbild der Basketballer, in einem fein ausgeklügelten, auf zehn Jahre angelegten Plan bis in die Weltspitze vordringen. Ein erster Schritt ist mit der Qualifikation für die WM bereits getan. 2028, bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, sollen die US-Boys dann möglichst schon um Medaillen mitspielen. Und mittendrin in der vermeintlichen US-Traumfabrik steht Paul Skorupa. Der Kreisläufer, der im letzten Jahr gleich fünf Kilogramm an Muskelmasse zulegte und als Profi-Handballer spielen möchte, steht längst im Fokus von US-Headcoach Robert Hedin.

Der ehemalige schwedische Nationalspieler und Bundesligaprofi wiederum steht vor einer Herkulesaufgabe. Zum Einen soll er schnell, mit allen, weltweit verfügbaren Spielern, an die Weltspitze heran rücken. Im Hinblick auf Olympia 2028 zudem ein erfolgreiches und hungriges Team für die Zukunft schmieden. Skorupa ist optimistisch: „Olympia ist mein Ziel. 2028 bin ich im besten Handballalter, da gelte ich dann schon als Routinier.“ Erste internationale Gehversuche mit dem US-Team unternahm Skorupa schon bei der Junioren-WM und im Sommer 2019 bei den Panamerikanischen Spielen in der peruanischen Hauptstadt Lima. Der sechste Platz des US-Teams war eigentlich Nebensache, berichtet Skorupa: „Viel wichtiger war der 26:25-Sieg über den ewigen Widersacher Kuba, in letzter Sekunde per Siebenmeter. Der erste Sieg einer US-Handball-Nationalmannschaft über Kuba überhaupt.“

Die sportlichen Aussichten der Amerikaner in Ägypten sind schlichtweg bescheiden angelegt. Denn in der Vorrunde trifft der Außenseiter auf die Favoriten Norwegen und Frankreich sowie Österreich. Skorupa hofft: „Vielleicht unterschätzen uns die Österreicher ja zum Auftakt. Unser Team kennt einfach niemand.“

Sollten die US-Amerikaner in der Vorrunde ausscheiden, geht es in die Trostrunde, den Präsidenten-Cup. Dort gibt es dann vier weitere WM-Spiele. Der Krefelder hofft dann zumindest auf den ersten WM-Sieg der USA. Denn bei sechs WM-Teilnahmen von 1964 bis 2001 setzte es ausnahmslos 25 Niederlagen, hat sich Skorupa informiert.

Auf zwei treue Fans muss das US-Team allerdings verzichten. Skorupas Mutter Jennifer und Vater Reinhold wollen wegen Corona die im gleichen Haus lebende Großmutter durch einen Trip nach Ägypten nicht gefährden.