Oberliga Vier Fäuste für ein Halleluja beim VfR Fischeln
Simon steht beim nächsten Spiel von Fußball-Oberligist VfR Fischeln im Tor — sein Bruder Felix sitzt als Ersatzkeeper auf der Bank.
Krefeld. Der eine ist 23 Jahre alt, der andere 17 Jahre. Sie heißen Simon und Felix, sie sind Brüder, spielen Fußball, im gleichen Club, auf der gleichen Position. Jetzt führt sie ein Zufall zusammen, werden gleichsam zu Konkurrenten.
Simon und Felix Gerdts wollen eigentlich gar nicht so gerne über sich selbst reden. Aber die Geschichte, die sie umgibt, ist zu schön, um sie nicht zu erzählen. Gleichwohl ist die Aufmerksamkeit beiden etwas unangenehm. Das merkt man schnell. Aber — es kommt jetzt auf sie an. Da der Ernstfall eingetreten ist. Halil Özcelik, Torhüter des Fußball-Oberligisten VfR Fischeln, wurde für seine Notbremse am Sonntag für zwei Wochen gesperrt. Er wird beim Auswärtsspiel in zehn Tagen in Cronenberg nur zuschauen dürfen.
Vertreten wird ihn sein Schattenmann Simon Gerdts. Sein sechs Jahre jüngerer Bruder Felix wird dann auf der Bank sitzen. Zwei Brüder, zwei Torhüter, VfR-Eigengewächse und zwei Ur-Fischelner. Das ist die Besonderheit. Am Spieltag gegen Cronenberg feiert der A-Junior Felix Geburtstag, wird volljährig. Einsatzbereitschaft statt Geburtstagskuchen. Aufgeregt aber wirkt Felix nicht: „Die Situation ist nicht neu. Ich kenne das ja schon aus Testspielen.“
Im Pflichtspiel gegen Homberg saß Felix sogar schon einmal auf der Bank, als Simon verhindert war. Zum großen Bruder habe er schon früher ein wenig hinaufgeschaut, aber ist er wegen ihm deshalb ebenfalls Torwart geworden? Ein kurzes Grübeln: „Das weiß ich gar nicht so richtig.“ Der 23-jährige Simon sagt dazu: „Das ist reiner Zufall.“
Am Freitagabend im Testspiel beim Landesligisten 1. FC Monheim und dann eine Woche später in Cronenberg wird Simon die zuletzt wackelige Fischelner Defensive von hinten mit dirigieren müssen. Auch das ist keine neue Situation für ihn. Im Frühjahr sammelte der Ersatzmann bereits Erfahrung, als Özcelik ebenfalls nach einer Notbremse gesperrt war. Er bewies seinerzeit, dass er ein Mann für die Oberliga ist. Heute sagt er: „Ich spiele zwar gerne. Auf den Einsatz am Sonntag hätte ich aber gerne verzichtet.“ Denn die Rote Karte schwäche die eigene Mannschaft. Rampenlicht okay, aber bitte nur, wenn es sein muss.
Die lauten Töne sind eher nicht die Sache der beiden Schlussmänner. Sie geben sich zurückhaltend. Trainer Josef Cherfi beschreibt Simon als „ruhig, sachlich und intelligent mit loyalem Charakter“. Felix sei „kein Mann der Schau“. Eher „einer, der sachlich seine Arbeit tut“. Im Torwartspiel und der Strafraumbeherrschung habe sich Simon in den vergangenen Monaten weiterentwickelt. Seine Stärken: die schnellen Reaktionen, auch in 1:1-Situationen. Felix trainiert zweimal pro Woche mit der Oberliga-Mannschaft, ist dritter Mann. Zudem gehört er auch noch dem A-Jugend-Team an. Ein Spieler mit Perspektive, wie sie es in Fischeln gerne ausdrücken. Junge Leute werden an die erste Mannschaft früh herangeführt. Und was ist, wenn jetzt auch noch Simon ausfallen würde? Felix Gerdts überlegt nicht lange: „Darüber mache ich mir jetzt keinen großen Kopf.“