Fußball Die Sechs-Seen-Platte des FC Traar
Krefeld · Bei größeren Regenfälle geht es am Buscher Holzweg schnell. Dann steht der Ascheplatz des FC Traar innerhalb von wenigen Stunden regelrecht unter Wasser.
Es ist ein Bild wie man sich einen Fußballplatz wahrlich nicht wünscht. Asche, stehendes Wasser, Matsch - so sah es kürzlich nach einem ergiebigen Regenguss auf der Traarer Bezirkssportanlage aus. Nichts ging mehr für die ansässigen Amateur-Kicker. Ein altbekanntes Problem am Buscher Holzweg. „Die Sechs-Seen-Platte“ hat Andreas Stattrop, Mitglied in der Fußballfachschaft, den dortigen Zustand mit Galgenhumor bezeichnet.
Das Vorstandsmitglied des FC Traar setzt sich u.a. als Mitglied der Sportstättenkommission mit seinem Fachschaftskollegen Klaus Schroers für mehr Geschwindigkeit von Politik und Verwaltung ein, wenn es um den Bau von Kunstrasenplätzen geht. Sie sollen die alten Tennenplätze nach und nach ersetzen. „Die Ascheplätze sind viele Jahrzehnte alt. Die Drainage funktioniert nicht mehr. Bei Regen fallen daher immer wieder Training oder Spiele aus“, sagt Stattrop. Die Abläufe für Familien und Spieler würden dadurch massiv und nachhaltig gestört. Vereine, die schon auf neuen Kunstrasenplätzen spielen und trainieren könnten, würden längst mehr Anziehung auf neue Mitglieder ausüben. „Ein Ascheplatz ist dahingehend ein erheblicher Wettbewerbsnachteil.“
Zu viel Improvisation, zu viel Flickschusterei aus Sicht des Mannes aus der Fußballfachschaft. Das Argument des Personalmangels in Verwaltung und Kommunalbetrieb sei von vielen Seiten nicht mehr hinnehmbar. „Man braucht einen noch konkreteren Fahrplan. Warum nicht projektreife Planungen vorziehen und umsetzen und nicht nur den Blick auf die Prestigeprojekte legen? Die Fördertöpfe müssen weitestgehend über die Kommunen bedient werden, und da braucht es weitere Kapazitäten, um noch mehr in den Genuss von Fördermitteln zu kommen.“ Stattrop verweist zudem auf die gesellschaftliche Rolle eines Sportvereins wie den FC Traar.
Fachschaft Fußball kritisiert „irreparable Plätze“
Allein ist er mit seiner Haltung nicht. Auch Klaus Schroers, ein Kollege aus der Fußballfachschaft, zählt 13 von diesen in die Jahre gekommenen Tennenplätze in Krefeld und fordert ein schnelleres Handeln seitens der Stadt: „Die Ascheplätze sind 40 bis 50 Jahre alt und irreparabel. Die Ablaufrinnen sind dicht. Die Stadt hat über Jahrzehnte nichts gemacht.“ Schroers, Leiter der Fußballer des CSV Marathon Krefeld, bringt den Vergleich mit der Nachbarstadt Mönchengladbach ins Spiel. Ebenfalls keine florierende Metropole wie Krefeld, aber: „Dort finden sie keinen Ascheplatz mehr. Die Anlagen wurden alle saniert. Alle besitzen nun einen Kunstrasen.“ Auch umliegende Kommunen seien Krefeld voraus bei der Umrüstung auf Kunstrasenflächen. „So eine Quote wie in Krefeld finden sie nirgendwo in Nordrhein-Westfalen“, findet Schroers: „Die Untätigkeit der Stadt und Politik ist eine Katastrophe für den Sport, insbesondere für Kinder und Jugendliche.“
Oliver Klostermann widerspricht nicht, wenn es um die schlechte Qualität der vorhandenen Ascheplätze geht. Wohl aber mahnt der Sportamtsleiter zu Geduld, Dialog und Vernunft. Mit der Sportstätten-Kommission seien klare Perspektiven für die einzelnen Anlagen aufgezeigt worden, etliche Beschlüsse für den Bau von Kunstrasenflächen sind gefallen. „Wir werden nicht jede Anlage mit Kunstrasen ausstatten können“, sagt Klostermann. Und dort, wo in Bälde ein Rasenteppich verlegt würde, lohne eine Sanierung eines Ascheplatzes nicht mehr. „So etwas kostet auch mehrere hunderttausend Euro. Es reicht da nicht, nur ein bisschen Asche zu streuen.“
Die Umwandlung in Kunstrasen wird in Zukunft beispielsweise an der Horkesgath, am Sprödentalplatz, auf der Hubert-Houben-Anlage und an der Gladbacher Straße geschehen. Die vom CSV Marathon und FC Hellas gemeinsam genutzte Anlage gegenüber den Edelstahlwerken erhält sogar zwei Kunstrasenplätze. Dort tummeln sich 25 Teams auf einem Ascheplatz.
Zusammen mit dem Kommunalbetrieb wurde laut Klostermann ein Zustandsbericht der Ascheplätze erstellt. Als Kriterien wurden Zustand, Auslastung und Perspektive der Sportanlagen bewertet. Man wolle der Politik ein objektives Bild vorlegen, so der Sportamtsleiter.
Klaus Schroers befürchtet noch eine lange Übergangszeit, bis die Umwandlung der Ascheplätze in Kunstrasenflächen vollendet ist. Die Vertreter der Fachschaft Fußball melden erhebliche Zweifel an, dass die Vereine und vielen Ehrenamtler zukünftig mit diesen Rahmenbedingungen noch in der Lage sein werden, die sozialen Aufgaben des Breitesports – insbesondere für die Kinder und für die Jugendlichen – sowie auch für das jeweilige Quartier erfüllen zu können. Doch wer soll diese Aufgaben stattdessen dann übernehmen?