WZ testet Ringen — hart, aber fair

Anna Goernemann ging selbst auf die Matte und stellt den traditionsreichen Sport vor.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Seit gut einem Jahr trainieren die Ringer des KSV Germania in der Turnhalle Steinstraße. Dort stand ich nun selbst auf der Matte. Es gibt jedoch noch viel zu tun. Seit dem Umzug fehlt ein Kraftraum, vieles ist provisorisch. „Wir sind in einer Übergangssituation“, sagt Trainer Georg Focken. Dafür kann der Verein dank des Engagements der Übungsleiter montags bis freitags Training anbieten.

Anforderungen

Neben Kraft und der richtigen Griff- und Wurftechnik erfordert der Kampfsport eine hohe Konzentration und, auch wenn ein Kampf nicht unbedingt lange dauert, eine gute Kondition. Deshalb ist auch das Training abwechslungsreich, man kommt schnell ins Schwitzen. Gekämpft wird auf einer runden Matte mit neun Metern Durchmesser. Hinter der ein Meter breiten, rot gefärbten Passivitätszone beginnt die blaue Schutzzone, deren Betreten Punkte für die Gegner bringt. Punkte können auch durch einzelne Griffe und Würfe erlangt werden.

Wenn es nicht zu einem sogenannten Schultersieg kommt, bei dem ein Ringer von seinem Gegner auf beiden Schultern liegend festgehalten wird, gewinnt der Sportler mit den meisten Punkten. Das Training ist gut besucht: Die Ringer des KSV motivieren sich gegenseitig. Kraftübungen stehen dabei genauso auf dem Programm wie Kämpfe untereinander.

Ein Hauch von Olympia

Trainiert wird grundsätzlich zusammen, doch der KSV bietet donnerstags von 17 bis 18 Uhr auch eine eigene Trainingsgruppe für Mädchen an. Geleitet wird diese von Aushängeschild Aline Focken, deren großes Ziel die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 ist. Bei der vergangenen WM belegte sie in ihrer Klasse (bis 67 Kilogramm) den fünften Platz. Olympisches Feeling kommt auch in der eigenen Halle auf: „Wir trainieren auf Teilen der Münchener Olympia-Matte von 1972“, erzählt Udo Fonger, 2. Vorsitzender und selbst aktiver Ringer. Nachdem Ringen kurz davor stand, aus dem olympischen Programm gestrichen zu werden, ist er froh, dass die Entscheidung rückgängig gemacht wurde. „Gerungen wird in jedem Land. Es bedarf im Gegensatz zu anderen Sportarten keiner teuren Ausrüstung“, erklärt Fonger.

Vision 2020

Gegründet 1891 ist der KSV einer der ältesten Sportvereine Krefelds. Aktuell ringen drei Herrenteams im Ligabetrieb. Die Oberligamannschaft plant den Sprung in die 2. Bundesliga. In der „Vereinsvision 2020“ hat der Klub sich unter anderem dieses Ziel gesetzt. Langfristig möchte der KSV den Hallenkomplex Steinstraße zu einem modernen Sportzentrum ausbauen. Neben dem Leistungssport spielt der gesellschaftliche Aspekt eine Rolle. „Wir wollen jungen Sportler in schwierigen Situationen helfen“, sagt Fonger. Dafür arbeitet der KSV mit Schulen und Ausbildern zusammen. Zunächst steht aber die Einrichtung des Kraftraumes an. Auch wenn die Bedingungen (noch) nicht ganz optimal sind: „Alle helfen bei der Entwicklung und packen an. Wir sind wie eine große Familie“, strahlt Aline Focken.