Zehnkampf: Der Lauf seines Lebens

„Ein geiles Gefühl“ – Michael Schrader löst haarscharf das Ticket für Peking.

Ratingen. Zehnkämpfer Michael Schrader vom SC Bayer 05 Uerdingen fährt zu den Olympischen Sommerspielen nach Peking. Nach einem Herzschlagfinale im abschließenden 1500-Meter-Lauf qualifizierte sich der erst 20-jährige Bundeswehrsoldat beim Ratinger Mehrkampfmeeting mit 8248 Punkten als Dritter hinter dem Ulmer Arthur Abele (8372) und dem Berliner Andre Niklaus (8273).

Niklaus und Schrader verdrängten damit den Frankfurter Pascal Behrenbruch, der in Ratingen verletzt aufgab und bis dahin die Deutsche Bestenliste mit 8242 Punkten angeführt hatte. "Das ist ein geiles Gefühl. Ich fahre zu den Olympischen Spielen”, jubelte Schrader, umlagert von begeisterten Uerdinger Bayer-Leichtathleten kurz nach dem Zieleinlauf und ließ seinen Gefühlen freien Lauf.

Nach Jürgen Hingsen (1984 und 1988) sowie Dennis Leyckes (2004) ist Schrader damit der dritte Uerdinger Bayer-Zehnkämpfer bei Olympischen Spielen. Leyckes wiederum bleibt vom Verletzungspech verfolgt und gab in Ratingen wegen einer Adduktorenzerrung bereits vor dem Stabhochsprung auf.

Die Herzen der Ratinger Zuschauer eroberte derweil Schrader wie im Flug. Dank eines fulminanten Auftaktes über 100 Meter in 10,76 Sekunden und der zweiten Topleistung im Weitsprung von 7,74 Metern.

Nach dem ersten Tag lag der Bayer-Athlet auch dank sehr guter 48,01 Sekunden über 400 Meter mit 4272 Punkten auf Olympiakurs, doch der sollte schneller als erwartet ins Schlingern geraten. Nach einem geglückten 110-Meter- Hürdensprint am zweiten Tag mit 14,58 Sekunden folgten eher mäßige 39,71 Meter im Diskuswerfen. Mit 4,90 Metern im Stabhochsprung hielt Schrader seine kleine Chance aber aufrecht, doch nach nur 58,79 Metern im Speerwerfen schien Peking dann doch in weiter Ferne.

Denn im abschließenden 1500-Meter-Lauf musste der Shootingstar der deutschen Zehnkämpfer nun mindestens 4:20 Minuten laufen, um die Punktzahl von Behrenbruch zu erreichen. Im Sog des Ulmers Arthur Abele (4:15,35 Minuten) nahm Schrader auf der Kunststoffbahn allen Mut zusammen und erfüllte sich, aufgepeitscht durch die enthusiastischen Zuschauer und zu den Klängen südamerikanischer Sambatrommeln in 4:19,32 Minuten hauchdünn den verblassenden Olympiatraum.

"Ich habe Michael alles zugetraut, doch ich musste ihm 150 Meter vor dem Ziel entgegenlaufen, um ihn nach vorn zu bringen, denn er war effektiv zu langsam”, doch dann hat es ja noch gereicht”, freute sich Torsten Voss, der Schrader den letzten Schliff verpasste und im Deutschen Zehnkampflager nun auch als Trainer hoch gehandelt wird.