Triathlon Freud’ und Leid der Eisenmänner
Krefeld · Der Uerdinger Triathlet Jens Gosebrink überzeugt bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii – Timo Schaffeld ist dagegen enttäuscht.
Die Euphorie war riesig, die Zielsetzung klar, doch das Ergebnis eine große Enttäuschung. Triathlet Timo Schaffeld von Bundesligist SC Bayer Uerdingen reiste als Titelverteidiger der Altersklasse der 18- bis 24-Jährigen zur Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Er wollte seinen Titel unbedingt verteidigen, doch er verpasste sogar die Top-Ten und erreichte erst als Elfter seiner Altersklasse das Ziel. „Mit dem Ergebnis bin ich überhaupt nicht zufrieden. Jeder und ganz besonders ich selbst haben viel mehr von mir erwartet. Es tut mir leid, dass es nicht das Rennen geworden ist, das ich versprochen habe“, sagt der sichtlich frustrierte Schaffeld.
2018 bei seinem großen Triumph auf Hawaii stellte er in 8:51:50 Stunden einen neuen Altersklassenrekord auf. Eine vergleichbare Zeit hätte auch in diesem Jahr wieder für den Platz ganz oben auf dem Treppchen gereicht, der Sieger Gustav Palm-Henriksen aus Dänemark finishete nach 9:08:13 Stunden. Schaffeld benötigte fast eine Stunde länger als im Vorjahr, die Uhr blieb bei 9:48 Stunden stehen, als er den Zielstrich überquerte.
Krämpfe werden zum
ständigen Begleiter
Dabei lief im Rennen zunächst alles nach Plan. Nach der 3,86 Kilometer langen Schwimmstrecke gehörte der 24-Jährige zu den Ersten, die aus dem Wasser stiegen, und gab auf dem Rad Vollgas. „Die ersten 100 Kilometer liefen super, ich konnte meinen größten Konkurrenten überholen. Doch dann erfasste mich in einer Abfahrt eine Windböe, und meine Oberschenkel verkrampften kurz“, resümiert der Vorjahressieger. Krämpfe wurden beim abschließenden Marathon zum ständigen Begleiter. Schaffeld blieb teilweise stehen, legte sich hin oder ging. „Ich war in der Form meines Lebens, meine Werte waren besser als je zuvor. Vielleicht war der Druck einfach zu groß und der Kopf nicht frei genug“, so Schaffeld, der auch mit etwas Abstand noch keine Erklärung für den Rennverlauf hat. Jetzt folgt erst einmal Urlaub. 2020 will Schaffeld wieder angreifen. Dann allerdings vorwiegend bei der kürzeren Ironman-70.3-Variante. Schaffeld: „2020 werde ich voraussichtlich nicht auf Hawaii starten, aber ich bin mir sicher, dass ich nochmal aus Hawaii als Weltmeister nach Hause fliege.“
Acht Minuten und 14 Sekunden nach Schaffeld erreichte mit Jens Gosebrink der zweite Bundesliga-Starter des SC Bayer Uerdingen die Ziellinie auf Hawaii und dies deutlich zufriedener als Schaffeld. Als 100. in der AK 30 bis 34 hat Gosebrink sein persönliches Ziel erreicht, er unterbot die magische Grenze von zehn Stunden. „Ich bin super glücklich im Ziel angekommen, konnte das Rennen im Großen und Ganzen trotz aller Widrigkeiten genießen und hatte meinen Spaß“, freut sich Gosebrink. Wie bei Schaffeld lief das Schwimmen gut, das Radfahren dagegen weniger. „Das Schwimmen war super, mit toller Sicht auf die Korallen. Auf dem Rad hat es ab Kilometer 50, 60 keinen Spaß mehr gemacht. Zudem hatten wir auf dem Rückweg fast nur Gegenwind“, fasst Gosebrink zusammen.
Mehr als die Hälfte des Marathons absolvierte Gosebrink mit seinem Kumpel Fernando Conca, wobei der Uerdinger Bundesliga-Starter ebenfalls mit kleineren Krämpfen zu kämpfen hatte. Diese hat er mit Salztabletten in den Griff bekommen. So war für Gosebrink der Spaßfaktor, ganz unabhängig von der Platzierung, deutlich höher als die Qualen beim härtesten Ironman der Welt.