Mehr Einzelzimmer im Altenheim

Einrichtungen müssen aufgrund eines Gesetzes Umbauten vornehmen.

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Stadtteile. Aufgrund des Wohn- und Teilhabegesetzes müssen die Altenheime ab August 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer anbieten. Somit heißt es Gas geben für die Städtischen Seniorenheime, für Diakonie und Caritas in Krefeld. Denn alle haben noch eine größere oder kleinere Baustelle, die es zu beseitigen gilt. Die zuständigen Mitarbeiter sind überzeugt, dass dies termingerecht gelingt, zumal es Übergangsfristen gibt. In fast allen Häusern der genannten Träger ist die Quote jedoch bereits erfüllt. Sie sind gut aufgestellt. Die Kosten für die Umsetzung werden auf die Bewohner umgelegt. „Es darf nicht sein, dass ältere und pflegebedürftige Menschen, die ihr Leben lang selbstbestimmt gelebt haben, ein Doppelzimmer mit einem wildfremden Menschen teilen müssen.“ So lautet die Forderung, die der Landesverband Nordrhein-Westfalen des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) aufgestellt hat. Das widerspreche dem Menschenrecht, selbst entscheiden zu können, wo und mit wem man leben will.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Die Belegung von Doppelzimmern darf nach dem Heimrecht jedoch nur noch zulässig sein, wenn beide Betroffene dies ausdrücklich wünschen. Das kann beispielsweise bei Ehepaaren gelten. „Bei Gästen mit Demenz hat es auch Vorteile, wenn es einen Zimmergenossen gibt, der aufpassen mag“, sagt Jörg Schmidt, Geschäftsführer der Städtischen Seniorenheime. „Wir haben vier Standorte“, berichtet Schmidt weiter. „In Oppum an der Bischofstraße stehen 90 Einzelzimmer mit Bad für die Bewohner zur Verfügung. Damit sie sich zu Hause fühlen, können sie ihre eigenen Möbel, Erinnerungsstücke oder das Haustier mitbringen.“ Ebenso viele Plätze bestehen in Linn am Quartelkämpchen. Im Cornelius-De-Greiff-Stift, Mengelbergstraße 4, gibt es sechs Wohngruppen. Insgesamt sind es dort 84 Einzelzimmer.“ Arbeit gibt es noch im Hülser Fischers-Meyser-Stift. „Zurzeit haben wir dort 58 Einzel- und elf Doppelzimmer. Damit erfüllen wir die Quote im Grunde schon. Aus Gründen der Nachfrage werden wir die Doppelzimmer ab dem Sommer aber noch weiter reduzieren“, erklärt Schmidt. Er fordert eine politische Wende für die finanzielle Entlastung der Pflegebedürftigen, an die die Kosten für die Umgestaltung weitergegeben werden. „Wobei die genaue Berechnung durch den Landschaftsverband Rheinland noch kommt.“

Auch Hermann Kickum, Bewohner des Altenheims am Tiergarten der Diakonie, rechnet mit einer monatlichen Mehrbelastung von mehr als 100 Euro, wenn er den Neubau nebenan bezieht. „Das ist doch immer so, dass wir mehr bezahlen müssen“, findet er. Der 75-Jährige bleibt aber dem Haus treu. „Ich habe schon im Altbau ein Einzelzimmer bewohnt. Ein Doppelzimmer kommt für mich nicht in Frage. Hoffentlich werden die neuen Räume nicht so klein.“ Diese Befürchtung räumt Jens Drießen, Geschäftsführer des Gemeindeverbandes und der evangelische Altenhilfe, aus. „Die Zimmer entsprechen den Vorgaben. Es gibt ausreichend Platz.“ Auch die Diakonie betreibt vier Einrichtungen, die bereits die Voraussetzungen erfüllen. „Das Haus im Park in Uerdingen hat 80 Plätze und der Wilhelmshof 82“, sagt Drießen. An der Tiergartenstraße entstehen zwei neue Einrichtungen: ein 60- und ein 80-Bettenhaus, die unabhängig voneinander betrieben werden. Die alte Einrichtung wird abgerissen. Weitere Folge: Wenn alles fertig ist, werde das Altenheim am Westwall mit seinen 54 Plätzen geschlossen. Die Bewohner ziehen dann an die Tiergartenstraße um. Drießen: „Die Bewohner bekommen neue Verträge. Der Platz wird teurer. Die Neubaukosten werden refinanziert. Wie viel das ist, wird bei der Wirtschaftsprüfung ermittelt.“ Er weiß: „Alle Bewohner ziehen mit uns um.“ Am 1. August wird das erste Bettenhaus mit einer Party eingeweiht. Am 31. Januar 2020 ist die zweite Einrichtung fertig. Die beiden Gebäudekomplexe bekommen auch jeder eine eigene Adresse: Rote-Kreuz- und Kaiserstraße. „Eine Modernisierung wäre teurer gewesen als ein Neubau. Deshalb haben wir uns entschieden, in zwei Abschnitten neu zu bauen. Dafür werden rund 12,2 Millionen Euro in die Hand genommen. Alles geschieht bei laufendem Betrieb.“

Die Caritas bezeichnet ihre Heime als „die sechs Richtigen“. Es sind: Altenheim im Hansa-Haus, St. Josef, Kunigundenheim, Landhaus Maria Schutz, Saassenhof und Marienheim. „Fünf entsprechen schon immer den gesetzlichen Vorgaben“, sagt Delk Bagusat, Caritas-Geschäftsführer für die Heime. Im Landhaus Maria Schutz beispielsweise gibt es 80 Pflegeplätze. Es liegt im ländlichen Traar und besitzt Wohnbereiche für demente Senioren. Der Streichelzoo, die großen Parkanlagen mit byzantinischer Kirche und regelmäßige Gottesdienste in der hauseigenen Kapelle werden gerne besucht.

Der Saassenhof hat auch 80 Pflegeplätze. Er liegt im Zentrum von Fischeln und hat eine gute Verkehrsanbindung. Hier wird die Cafeteria besonders gerne besucht. Zudem besteht eine Anbindung an das Vereinsleben in Fischeln. Das sechste Heim, das die Auflagen nicht erfüllt, ist das Marienheim. Bagusat: „Es kann nicht umgebaut werden. Deshalb werden wir, ganz unspektakulär, ab August Doppel- in Einzelzimmer umfunktionieren. Wir verlieren dadurch 16 Plätze, und Personal wird frei. Wir bieten den Mitarbeitern Stellen in unseren anderen Einrichtungen an.“