Sammeln und Tauschen Mekka für Modellrennbahn-Fans

Gut 5000 alte und neuere Schätzchen konnten Liebhaber jetzt wieder bei der Krefelder Börse tauschen oder kaufen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Breit grinsend schlendert ein Mann an den Ständen vorbei Richtung Ausgang. Drei Autos hält er in den Händen — für ihn hat sich der Besuch der Krefelder Modellrennbahn-Weihnachtsbörse offensichtlich gelohnt. Den restlichen Sonntag wird er wohl Rennen fahren, vielleicht mit seinem Sohn, vielleicht auch alleine.

Foto: Dirk Jochmann

Gestern feierte die Rennbahnbörse ihr zehnjähriges Jubiläum. Einen nennenswerten Unterschied zu den Vorjahren gibt es nicht. Warum sollte Veranstalter Till Reese auch etwas ändern, die Besucher lieben die Börse sowieso, glaubt er. Auch diesmal sind unzählige Autos in der großen Scheune im Landgasthof Hückels May ausgestellt. „4000 bis 5000 Autos dürften es schon sein“, schätzt Reese, Inhaber des Krefelder Rennbahnshops, Deutschlands größter Carrera-Fachhandlung, die direkt nebenan ist.

Till Reese, Veranstalter

Sicher 1000 Besucher zieht es Jahr für Jahr dorthin. Es wird gefeilscht, gehandelt, gefachsimpelt - Liebhaber sind in der Scheune unter sich. Das männliche Geschlecht dominiert auch diesmal auffallend. Nur einige wenige Frauen sind gekommen, meist in Begleitung ihrer Männer und Söhne. „Das ist ganz klar ein Männerthema“, erklärt Till Reese. Trotzdem sei die Börse familienfreundlich. „Viele betreiben dieses Hobby seit ihrer Kindheit, entdecken es im Erwachsenenalter wieder neu oder kaufen sich jetzt die Bahnen und Autos, die sie sich als Kind nicht leisten konnten“, berichtet Reese.

Drei kommerzielle Händler sind auf der Börse vertreten, die anderen sind private Sammler, mit zum Teil beeindruckend großem Sortiment. Ein paar hundert Euro wechseln hier schnell den Besitzer. Aber auch für ein paar Groschen wird man fündig. 1500 Euro muss man hingegen für das teuerste Modell auf den Tisch legen. „Das ist ein Bausatz für einen Mercedes Silberpfeil, von Carrera 124, originalverpackt, aus den 60er-Jahren“, erzählt Reese.

„Ich gucke nach alten Autos, weil ich schon viele neue habe“, erzählt der siebenjährige Glenn Sommerfeld, der mit Vater Kai Klupsch und Mutter Anke Sommerfeld die Börse besucht. „Ich habe schon mit meinem Vater mit einer Carrera-Bahn gespielt und durch meinen Sohn habe ich es jetzt wiederentdeckt“, erzählt Klupsch. Demnächst wolle er auf seinem Dachboden eine Bahn fest installieren, derzeit würde die Rennstrecke das Wohnzimmer belegen und müsse immer wieder abgebaut werden. „Wir haben über die Jahre immer mehr Teile gekauft und die Bahn erweitert.“

Ähnlich ist das bei Jens Förster. Mit dem Unterschied, dass sich sein Sohn nicht für das Hobby des Vaters interessiert. „Vielleicht kommt das noch“, sagt Förster. Mehr als 400 Miniaturautos habe er in den vergangenen fünf Jahren gesammelt. „Das ist sicher der Gegenwert eines Kleinwagens, aber so genau möchte ich das gar nicht wissen“, sagt der Mann, der aus Oberhausen angereist ist. Was ihn genau an den Autos und den Bahnen fasziniere, sei schwer in Worte zu fassen. „Das Basteln, die Autos an sich, ist halt ein Hobby.“

Regelmäßig trifft sich Förster mit Freunden, um Rennen zu fahren. Nach genauerer Überlegung stellt er dann doch fest: „Eigentlich ist das Gestalten der Bahn das Schönste. Alles muss selbst gemacht sein und darf niemals fertig werden. Wenn es doch irgendwann mal fertig wird, ist das Hobby vorbei.“

Glücklicherweise lasse sich immer noch eine Schippe ’drauflegen, betont Veranstalter Till Reese: Die Bahnen werden länger und anspruchsvoller, die Landschaft drumherum detaillierter, die Autos teurer und schneller. „Aber die Autos müssen immer noch rausfliegen können, sonst wäre es ja wie eine Modelleisenbahn“, sagt Reese. Und natürlich können sich die Besucher auch direkt vor Ort messen: Auf der 18 Meter langen Bahn des Renncenters kann eine zehntel Sekunde über Sieg und Niederlage entscheiden.