Bundestagswahl 2018 Mit einem „Landei“ durch Linn (mit Video)
Bei einer Radtour verrät Ansgar Heveling (CDU), warum er den Stadtteil schätzt. Und Facebook zumindest teilweise meidet.
Krefeld. Sie kommt wie gerufen: „Beim nächsten Mal mach’ ich Frühstück“, ruft die Passantin Ansgar Heveling zu, der gerade zum zweiten Mal an diesem Vormittag auf dem Fahrrad an ihr vorbeirollt. Heveling lächelt und winkt: „Ein Linner CDU-Mitglied“, erläutert er. Es ist nicht das letzte Mal, dass der Bundestagskandidat bei einer kleinen Radtour durchs beschauliche Linn erkannt wird.
Aus der Bäckerei winkt ihm eine Frau zu, und auf der Hafenstraße beschleunigt der Fahrer eines Kleinwagens erst wieder, nachdem Heveling auf sein mehrfaches Hupen reagiert hat und freundlich grüßt. „Ist nicht bestellt“, sagt der Radfahrer fast entschuldigend. Darauf könnte man glatt kommen, denn Linn ist nicht seine Heimat. Der Politiker, Jahrgang 1972, ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis 110 Krefeld I / Neuss II und er will am 24. September erneut vom Wähler nach Berlin geschickt werden. Das geht nur übers Direktmandat, einen Listenplatz hat Heveling nicht.
Er ist ein „echter Niederrheiner“ und mit politischen Diskussionen am Esstisch groß geworden. Der Großvater war Bürgermeister in Geldern und später Landrat — „natürlich CDU“. Korschenbroich ist seine Heimat, in Berlin hat er eine 2-Zimmer-Wohnung, was auch Freunde und Familie zu schätzen wissen. Zu Fuß ist er innerhalb von 20 Minuten am Reichstag, kurz vor acht Uhr beginnt sein Arbeitstag.
Damit ist Heveling früher als viele seiner Mitarbeiter, die eigenen und die der Bundestagsverwaltung, die ihm als Vorsitzendem des Innenausschusses zugeordnet sind, im Büro. „Ich mag es, Sachen in Ruhe zu erledigen, bevor das Tagesgeschäft losgeht“, sagt er. Kultur- und Medienpolitik sowie die Innenpolitik sind Hevelings Themen, und damit auch Radio-Interviews um 6.30 Uhr. Ein Vorsitzender hat eben besondere Verpflichtungen. Die digitalen Medien setzt er selbst zurückhaltend ein. „Ich nutze Facebook zur Information, aber nicht zur Diskussion mit Menschen“, sagt Heveling. Er schätzt den direkten Kontakt: Kritisch ja, aber unhöflich und beleidigend würden die Menschen ihm nicht begegnen.
Der Berufspolitiker ist engagierter Schütze, Hobbyfotograf und begeisterter Geigen- und Bratschenspieler. „Die Musik kommt aber viel zu kurz.“ Auch der Kirchenchor in Korschenbroich kann nicht auf Heveling zählen. „Wenn ich nicht mehr genug Stimmen vom Wähler bekomme, dann bekommt der Chor eine Stimme zurück“, sagt der Tenor scherzend. Mit Bachmusik beim Joggen verbindet der Korschenbroicher zwei Hobbys. „Sport macht den Kopf frei.“ Und hilft, fit zu bleiben.
Sein minimalistisches Siebengang-Fahrrad, mit Holzladekiste inklusive Flaschenhalter ausgestattet, nutzt er zum Einkauf, aber für Radtouren mit der Familie bleibt wenig Zeit. Schließlich sollen dann am liebsten alle mit — auch Sohn und Hund. Heveling strahlt Ruhe aus und bemüht sich, sie zu halten. Seine negative Eigenschaft: „Ungeduld, aber nur mir selbst gegenüber. Ich würde mir wünschen, dass ich Dinge schneller auf die Reihe bekomme.“
Warum er Linn als Ausgangspunkt der Radtour gewählt hat? Linn verbinde das Dörfliche, Großstadt und Industrie. „Der Zusammenhalt der Leute und die Strukturen des Miteinanders muss man bewahren“, sagt Heveling. Krefelds zahlreiche Bürgerverein spielten dabei eine entscheidende Rolle.
Auch wenn er seit 2009 mit einem Bein in Berlin ist: Als Wohnort kommt die Hauptstadt für ihn nicht in Frage. „Ich bin ein Landei“, bekennt Heveling. „Als Arbeitsplatz finde ich die Stadt und das Leben dort spannend.“
Die Stärkung der Demokratie und der politischen Kultur sowie weltpolitische Verschiebungen und die Sicherheit der Menschen werden die politische Agenda der nächsten Jahre bestimmen, glaubt Ansgar Heveling. „Da gibt es noch viele Lücken.“