Private Parkplätze Abschlepp-App will auch in Krefeld Fuß fassen

Krefeld · „Parknotruf“ bietet nun auch in Krefeld seine Dienste gegen Falschparker den Besitzern von privaten Stellplätzen an. Stadt und Polizei wissen davon allerdings nichts.

Der Abschleppdienst kann jetzt per App geordert werden.

Foto: picture alliance / Paul Zinken/d/Paul Zinken

Per Abschlepp-App sollen sich Besitzer von privaten Parkplätzen jetzt auch in Krefeld helfen lassen können, wenn ihre Einfahrt zugeparkt ist oder ihr angemieteter Stellplatz etwa in einer Tiefgarage von Falschparkern blockiert wird. Gegründet haben die App „Parknotruf“ Nicole Frömming, Paul Struck und Rechtsanwalt Lutz Schroeder 2019 in Kiel – und zwar nicht zuletzt aus Frust darüber, dass die Parkplätze ihrer Werbeagentur von Unbefugten okkupiert waren, berichtet Frömming: „Es nervt, wenn man Geld für seinen Parkplatz bezahlt und sich dann trotzdem einen anderen suchen muss.“

Das Start-up gegen Falschparker verspricht nun, Inhabern von Parkplätzen im privaten Raum (im öffentlichen Straßenraum dürfen nur die städtischen Ordnungsbehörden oder die Polizei Verstöße ahnden und Abschleppunternehmen rufen) alle Müh‘ und Not abzunehmen. Denn normalerweise muss man selbst in Vorleistung treten, wenn man ein Abschleppunternehmen beauftragt. Und sich dann das Geld dafür vom Falschparker zurückholen, was kompliziert und unerfreulich sein kann. 

Die Abschleppkosten sollen „marktüblich“ sein

Das Angebot soll mit wenigen Klicks funktionieren: Parkplatzbesitzer registrieren ihre Stellplätze online unter parknotruf.de oder laden sich die App runter. Wer nach der Freischaltung ein Fahrzeug von seinem Parkplatz entfernen lassen möchte, macht zwei Fotos von dem Auto und löst den Abschleppauftrag mit einem Klick aus. Rechtlich sei man stets auf der sicheren Seite, erklärt Lutz Schroeder, denn: „Wer einen fremden Parkplatz rechtswidrig blockiert, stört das Besitzrecht des Parkplatzinhabers. Dagegen darf sich der Inhaber wehren, indem er das fremde Fahrzeug entfernen lässt.“

Mit der weiteren Abwicklung des Falles habe man als Nutzer dann nichts mehr zu tun, Papierkram und anfallende Kosten übernehme Parknotruf und setze sie auf eigenes Risiko gegenüber den Falschparkern durch, versichert das Unternehmen. Bleibt die Frage, ob für die „Abgeschleppten“ auch alles so leicht abläuft. Laut Frömming werden Falschparker auf der Webseite einfach angeleitet, ihr Auto wiederzubekommen. Sie gäben ihr Kennzeichen ein und könnten ihr Auto umgehend auslösen. Parknotruf kooperiere auch überall mit der Polizei. Das allerdings bestätigt die Krefelder Polizei nicht, man habe keinerlei Kontakt bisher gehabt, sagt eine Sprecherin auf Nachfrage. Die gleiche Antwort kommt von der Stadt. 

In Bonn jedenfalls beschwerte sich ein Autofahrer im „General Anzeiger“, dessen Wagen von einem Privatparkplatz abgeschleppt worden war. Er sei zunächst völlig ratlos gewesen, wo sein Auto sein könnte, irgendwann habe er auf einem Schild am Parkplatz einen Aufkleber von „Parknotruf“ samt Webseiten-Adresse gesehen. Er lud die App runter, gab sein Kennzeichen ein und erfuhr, dass sein Wagen abgeschleppt worden war, berichtete er im Januar 2020. Nach sofortiger Zahlung von 226,68 Euro würde er den Standort seines Fahrzeugs erfahren. Eine Nummer, die er hätte anrufen können, fand er nicht.

Nach Städten im Norden wie Kiel, Lübeck oder Bremen hatte die Abschlepp-App in NRW in Bonn losgelegt. Im Sommer 2020 kam Mönchengladbach dazu und daraus erwuchs Krefeld, weil, so Frömming, das Abschleppunternehmen ABPE mit Zentrale in Grefrath die Seidenstadt mitbedienen konnte. Tatsächlich aber ergibt die Nachfrage bei ABPE, dass man dort zwar Kontakt zu Parknotruf gehabt habe, allerdings noch nie ein Auto in Krefeld an den Haken genommen habe. Frömming räumt das ein, man bemühe sich „seit Ende letzten Jahres explizit um die Aktivierung der Stadt Krefeld“.

 Aktuell seien hier 65 Parkplätze registriert. Als zweites Abschleppunternehmen, mit dem man auch in Krefeld kooperiere, nennt Nicole Frömming die Firma Bröker in Viersen. Auf WZ-Nachfrage sagt jedoch deren Geschäftsführer Lutz Bröker: „In Krefeld haben wir noch gar nicht mit dieser App etwas zu tun gehabt.“ Immerhin bestätigt er, dass sein Unternehmen in Duisburg „drei oder vier Autos im Auftrag für Parknotruf abgeschleppt hat“. Und das Start-up-Unternehmen aus Kiel habe auch alle Kosten wie vereinbart erstattet.

Die Abschleppkosten liegen laut Frömming in der Woche bei etwa 225 Euro, am Wochenende oder an Feiertagen plus 100 Euro. Man kooperiere mit solchen Abschleppunternehmen, die einen guten Ruf und einen breiten Fuhrpark haben, denn für die Tiefgarage benötige man oft ein anderes Abschleppfahrzeug als oben auf der Straße. Nach Krefeld habe man sich zuletzt in Wuppertal, Düsseldorf, Duisburg, Viersen und Neuss ausgebreitet, sagt Frömming. „Als nächste große Stadt kommt Berlin dazu.“