Mordprozess Beate S.: Der „Entlastungszeuge“ belastet den Angeklagten
Im Prozess um den Mord an Beate S. äußert sich der frühere Vorgesetzte des Angeklagten Stefan K. ganz anders als gedacht.
Krefeld. Wurde Beate S. umgebracht, damit die Erben an ihr Geld kommen? Das Argument, dass es die Eheleute Stefan und Birgit K. auf das Vermögen der früheren Bankprokuristin abgesehen und deshalb den Auftrag für den Mord an der 75-Jährigen in Auftrag gegeben haben sollen, sollte am Montag ein Zeuge im Prozess vor dem Landgericht zerstreuen. Doch der aus der Schweiz angereiste Finanzdirektor einer IT-Firma antwortete so gar nicht im Sinne des Angeklagten.
Der 57-Jährige war auf Antrag der Verteidigung geladen worden, um zu bezeugen, dass Stefan K. der berufliche Aufstieg auf eine üppig dotierte Stelle im Führungsbereich zugesagt worden war. So sollte belegt werden, dass der ohnehin gut verdienende 43-Jährige keinerlei finanzielle Probleme hatte. Der EDV-Firma in Willich, bei der K. tätig war, stand nach einer Übernahme eine Neuorganisation bevor. In diesem Zuge sollte sein Mandant im Unternehmen aufsteigen, so Verteidiger Stefan Tierel. Davon wollte der Zeuge allerdings nichts wissen: „Ich habe keine solche Zusicherung gemacht, dass er eine führende Position einnehmen sollte.“
Einmal mehr nahm die Vorsitzende Richterin Gudrun Rebell am Montag den Angeklagten Hristo „Richie“ I. in die Mangel. Doch der verstrickte sich einmal mehr in Widersprüche, die dessen Verteidiger allerdings mit herkunftsbedingten Denkweisen sah — der Bulgare sehe Zusammenhänge möglicherweise anders als ein Deutscher.
Die Richterin hinterfragte dennoch kritisch, warum Richie plötzlich Telefongespräche anders wiedergebe als bei einer Aussage einige Prozesstage zuvor. Der 31-Jährige fand für alles eine Erklärung — doch die Richterin fand diese keineswegs immer schlüssig. Über den Einsatz eines schwarz gekleideten V-Manns der Polizei vom „Typ Hells Angels“ am Wohnhaus der Eheleute K. in Wegberg sprach I. Montag von einem Polizeieinsatz, der im Zusammenhang mit dem Betrieb seines Bordells an der Neusser Straße in Mönchengladbach gestanden haben könne. „Aber Sie wissen doch, dass der schwarz gekleidete Mann von der ,Sache Camesstraße’ gesprochen hatte. Wie kommen Sie jetzt darauf, dass es etwas mit dem Bordell an der Neusser Straße zu tun hatte?“, hakte die Richterin nach. „Die Polizei hat uns doch jede Woche beobachtet. Wegen der Prostitution“, sagte Richie. Der Widerspruch zwischen den Aussagen allerdings blieb.
Da Hristo I. die 75-Jährige nicht umgebracht haben will, sondern ein Kleinkrimineller aus Brüssel (die WZ berichtete), soll nun ein Rechtshilfeersuchen nach Belgien erfolgen. „Der Stehler“, wie I. ihn nennt, könnte dort im Zusammenhang mit einem Raub festgenommen worden sein. Außerdem sei dessen Handynummer bekannt. Die belgische Justiz soll jetzt weiterhelfen, um den Mann zur Verantwortung ziehen zu können.
Der Prozess wird am 22. März fortgesetzt.