Museum: Sanierung läuft aus dem Ruder
Die Stadt spricht offen von einer „nicht kalkulierbaren Kostensteigerung“. Fast täglich warten böse Überraschungen.
Krefeld. Es sind nur drei Worte, doch sie machen endgültig hellhörig: Bei der Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums spricht die Stadt nun offen von einer „nicht kalkulierbaren Kostensteigerung“. Solche Formulierungen kennt man — wenn auch bezogen auf deutlich höhere Summen — sonst nur von den Bauskandalen rund um den Berliner Flughafen oder die Hamburger Elbphilharmonie.
In einem Papier, das am Donnerstag dem Stadtrat vorgelegt wurde, schildern die Verantwortlichen die aktuelle Situation auf der Baustelle. Dabei entsteht das Bild einer kaum kontrollierbaren Lage. „Fast täglich“ müsse der zuständige Fachbereich auf „neue Situationen“ reagieren und „Sonderfachleute“, etwa Statiker, einsetzen. Das Ergebnis seien „unvorhersehbare baufachliche Situationen“, die zu „tiefgreifenden Umplanungen“ führen.
Einen neuen Kostenrahmen nennt das Papier nicht. Doch dass der Politik ihre sehnlich gewünschte Deckelung auf 12,5 Millionen Euro mit Karacho um die Ohren fliegt, wird erneut deutlich. Die WZ hatte vor zwei Wochen eine mögliche Steigerung auf 17 bis 18 Millionen Euro vermeldet. Das könnte noch vorsichtig geschätzt sein.
Die Gründe sind vielfältig: So hält die Bausubstanz des Museums offenbar nach wie vor Überraschungen bereit, die bei Durchbrüchen oder Bohrungen zutage treten. Im Vorfeld hätten sie sich nicht erfassen und somit nicht einkalkulieren lassen.
Hinzu kommen Prozesse mit mehreren Baufirmen: „Eine Tendenz, die auf dem Markt grundsätzlich um sich greift“, wie es heißt. Allein im lange schwelenden Streit mit der Fensterfirma geht es um 284 000 Euro. Auch dem Betrieb, der für den Trockenbau zuständig war, wurde gekündigt, die Stadt will Schadensersatz geltend machen.
Das erneute Ausschreiben der Leistungen kostet Zeit und Geld. So liegt das neue Angebot für die Fenster rund 150 000 Euro über dem alten. Auch der Architekt Winfried Brenne macht laut Stadt für seinen Mehraufwand zusätzliche 75 000 Euro geltend.
Die „desolate Bausubstanz“, die mangelhafte Leistung mancher Handwerker und nicht zuletzt die hohen Anforderungen an die museale Nutzung führen, wie es am Schluss fast lapidar heißt, zu „finanziellen Risiken“ — und zu einer längeren Bauzeit. Derzeit liegt die Verzögerung bei zwölf Monaten — doch auch das dürfte nicht wirklich kalkulierbar sein.