Museums-Auszug: 50 Lastwagen voller Schätze
Ende Januar startet der Umzug in das Depot. Im Vorfeld geht es vor allem um den Schutz der Kunst.
Krefeld. Martin Hentschel muss über vieles nachdenken. Der Mann zieht um, und mit ihm ein ganzes Museum. Büros, eine große Bibliothek, Lager und Werkstätten, vor allem aber 12 000 Kunstwerke, einige davon Millionen wert. Da ruft man nicht mal eben die Möbelpacker an und sieht ihnen entspannt beim Arbeiten zu.
Ende Januar nimmt eine Fachspedition aus Köln die Aufgabe in Angriff. „Die Latte für Bewerber lag sehr hoch“, sagt Hentschel, Direktor der Krefelder Kunstmuseen. „Wir lassen da keine Neulinge ran.“
Geschätzte 50 Mal werden die Lastwagen vom Kaiser-Wilhelm-Museum nach Uerdingen fahren, wo in der Druckerei Schotte ein Zwischenquartier entstanden ist (die WZ berichtete). Der Transport wird bis Mitte März dauern, schätzt Hentschel.
Vorher wird gepackt, und schon das ist eine Kunst für sich. Denn die Sammlung ist zwar virtuell komplett erfasst, doch das hat wenig mit der tatsächlichen Ordnung zu tun. „Jedes Objekt bekommt einen Barcode“, sagt Hentschel. „Es muss im Lager jederzeit auffindbar sein.“
Wichtig ist beim Packen auch der Wert der einzelnen Kunstwerke. Besonders kostbare Stücke dürfen nicht gemeinsam transportiert werden. Die Versicherung hat einen Grenzwert pro Fahrt festgelegt. Wie hoch der liegt, verrät Hentschel nicht. Auch wird er ab sofort keine Medien mehr ins Uerdinger Lager lassen. „Daraus könnten Kriminelle Rückschlüsse ziehen“, sagt der Museums-Chef.
Für ihn ist die Möglichkeit eines Kunstraubs nicht so filmreif, wie sie zunächst klingt: In Madrid ist Anfang Dezember ein Lastwagen mit Werken von Picasso, Botero und anderen spurlos verschwunden. Wert der Kunstwerke: fünf Millionen Euro.
Realer als ein solches Szenario dürfte jedoch die Gefahr einer Beschädigung empfindlicher Bilder sein. Sorgsam werden die Schätze in Stoff gehüllt, mit Luftpolsterfolie geschützt, teils in Transportrahmen gesteckt, die eigens auf Maß angefertigt werden. „Das ist sehr aufwändig, hat aber den Vorteil, dass die Bildoberfläche nicht mit der Verpackung in Berührung kommt“, sagt Hentschel.
Doch nicht alles, was im ehrwürdigen Haus am Karlsplatz herumsteht, ist schützenswert. Die Belegschaft hat schon vier Container mit Material gefüllt, das, wie Hentschel es formuliert, „einfach Müll ist“. Viele Räume des Museums, darunter die komplette Ausstellungsfläche sind bereits leer. Ein trostloser Anblick, der laut Hentschel zeigt, wie wichtig diese Sanierung ist: „Jetzt sieht man das ganze Desaster, das vorher noch von der Kunst kaschiert wurde.“