Sicherheit Nachbessern bei den Elternhaltestellen
Die Verkehrswacht will die Selbstständigkeit von Kindern fördern — und appelliert an den Rat, wieder eine Verkehrsschule einzurichten.
Krefeld. Es gibt schwer erziehbare Eltern, die es nicht lassen können, ihren Nachwuchs morgens bis vor das Schultor zu fahren und dabei alle Kinder — auch die eigenen — stark gefährden. Dieses Verhalten schrie geradezu nach einer Alternative. Sie wurde vor rund einem Jahr mit der Einrichtung einer sogenannten Elternhaltestelle gefunden. Sie ist in Teilen in Ordnung, wird aber nachgebessert.
Darüber wurde auf der Mitgliederversammlung der Verkehrswacht informiert. „Es begann recht gut, mit dem probeweisen Haltepunkt für die Eltern an der Edith-Stein-Schule, bis der Winter kam und es dunkler wurde“, berichtete Geschäftsführer Rainer Behrens. „Wir haben dann geguckt, wie es andere Städte mit dem Chaos machen und sind in Dortmund fündig geworden.“
Dort sollen die Kinder den Eltern auf die Sprünge helfen und Druck von der Rückbank des Autos ausüben. „Wir GEHEN gerne in die Schule“, steht auf dem Plakat, das deshalb in der Edith-Stein-Schule geschaffen wurde; „gehen“ in Großbuchstaben.
Behrens: „Kinder haben den Drang nach Selbstständigkeit. Selbstbewusste Mädchen und Jungen haben die Fähigkeit, sich auch im Verkehr zu behaupten; zu Fuß und später mit dem Rad.“ Die Idee werde jetzt in alle 33 Grundschulen getragen, und die Erfahrungen würden später ausgetauscht. Die Verantwortlichen der Krefelder Verkehrswacht betonen: „Der wesentliche Gedanke besteht darin, Kinder in ihrem Bestreben zu fördern, Zug um Zug Selbstständigkeit zu gewinnen. Der Weg zur Schule, der eigenständig zu Fuß zurückgelegt wird, ist da ein wichtiger Meilenstein.“
Es müsse Vertrauen in die Kinder gesetzt werden, erklärt Behrens weiter. „Für Eltern, die ihre Kinder aus einem anderen Stadtteil an die Grundschule bringen, ist es aber weiterhin sinnvoll, eine Elternhaltestelle vorzuhalten.“
Die nächste wird durch die Initiative Fairkehr für die Fischelner Südschule am Friedhof eingerichtet. Und dann plädiert Behrens noch einmal: „Die Forschung hat gezeigt, dass Kinder, die immer zur Schule gegangen sind, sicherere Verkehrsteilnehmer sind.“
Es wird einen dringenden Appell an den Rat der Stadt geben, wieder eine Verkehrsschule einzurichten. Verkehrswacht-Vorsitzender Michael Haas will ihn in das Gremium tragen.
„Nach dem Einrichtungsende an der Kimplerstraße wegen Geldmangels ist aus der Alternative am Danziger Platz nichts geworden“, erklärt Geschäftsführer Rainer Behrens auf der Jahreshauptversammlung der Verkehrswacht. „Wir brauchen diesen ,Schonraum‘ für die Kinder aber dringend, um ihre Mobilitätsfähigkeit zu intensivieren.“
Zu Hause werde Fahrrad fahren oft nicht mehr geübt, erklärt der Fachmann weiter. „Ein Beispiel aus einer Innenstadt-Klasse. 50 Prozent der Kinder hatten das Fahrrad gar nicht mehr auf dem Plan. Von den restlichen fielen zehn Prozent bei der Fahrradprüfung durch. Da haben wir eine große Baustelle.“ Es sei wichtig, dass die Kinder erstmal Radeln lernen im geschützten Bereich.
Die geplante Alternative der Verkehrsschule am Danziger Platz zieht nicht, heißt es weiter. „80 Prozent der Abendrealschüler lernen tagsüber.“ Der Schulhof sei ständig zugeparkt, das Gelände untauglich. 800 Städte in Deutschland besitzen eine Verkehrsschule, davon 75 in NRW. „Nur Krefeld hat keine“, lautet die Besorgnis der Versammlung.
„Bei der Revitalisierung der ,Jugendverkehrsschule‘ für Krefeld haben wir nicht unbedingt eine feste Einrichtung wie die ehemalige Schule in Fischeln vor Augen, sondern können uns auch durchaus ein mobiles Konzept vorstellen. Behrens: „Die Stadtväter müssen jetzt überlegen: ,Was ist uns das wert?‘“